Radreise von Austin nach Miami

Radreise von Austin nach Miami

März 28, 2010 0 Von Pio

22.2. – 28.3.2010

Mein zweites Ziel meiner Radreise habe ich erreicht. \“Miami\“, im sonnigen Bundesstaat Florida. Nach insgesamt drei Monaten in den USA habe ich etwas mehr als 6500 Kilometer zurückgelegt. Kreuzte acht Bundesstaaten und erlebte so einiges. Lernte unter anderem neue Freunde kennen, wurde beinahe von der Polizei verhaftet, entdeckte für mich neue Tierarten, hatte mehrere riskante Situationen mit dem heftigen Verkehr und etliche Probleme mit meinem Rad sowie wenig Glück mit dem Wetter. Zum Schluss kann ich behaupten, dass die USA nicht mein Favorit ist, wobei ich über Hawaii anders denke. Dort konnte ich es kaum glauben, wo ich war.
Im vergangenen Bericht, erzählte ich über die Fahrt von Los Angeles nach Austin in Texas. Weiter ging es mit Josef und seinem Freund Eric, der zu uns gestoßen ist. Etwas komisch war es, wieder auf dem Vollbeladenen Rad zu sitzen und ins unbekannte zu radeln, nachdem wir schöne Tage ohne Gepäck am Rad verbracht hatten. Kaum waren wir eine Tagesfahrt von der Stadt entfernt, überraschte uns eine Kaltfront mit Schneefall. Der Schnee selber wäre verkraftbar gewesen, doch dann kam heftiger Wind, Hagel, Regen und zusätzlich die Kälte. Trotz Regenkleidung waren wir bis auf die Unterhose nass. Zum Aufwärmen, evtl. trocknen (soweit es ging) und auch zu entscheiden wie es weiter gehen könnte, kehrten wir in einen kleinen Imbiss ein. Der Inhaber war so sehr von unserem Trip begeistert, dass er uns einen Heizstrahler aufstellte und uns mit Essen bereicherte. Zwar immernoch nass aber bereits eine warme/trockene Idee im Kopf, wechselten wir den Platz. Es ging in eine Motel. Das Positive am Gruppenreisen, man kann die Zimmerkosten aufteilen.
Die Tage danach waren zwar etwas trockener aber nicht wärmer und genau nachdem hatten wir uns so sehr gesehnt. Seit bereits mehr als 2000km. Tag für Tag näherten wir uns dem nächsten Bundesstaat, Louisiana. Dieser Staat bringt sehr viele Brücken mit sich. Nachdem wir eine davon überquert hatten, gab Josef folgendes von sich: \“Ich bin gerade glücklich noch am Leben zu sein.\“ Es handelte sich um eine sehr schmale-zweispurige-steile-Brücke, auf der die Autos und Lastwägen mit etwa 80 km/h fuhren. Hinzu kam, dass Josef und Eric sehr schmale Reifen hatten und es immerwieder längliche Aussparungen gab, über die sie wortwörtlich irgendwie zumindest das Vorderrad \“anheben\“ mussten. Der Abstand zu den Fahrzeugen betrug nur wenige Zentimeter. Gleich nach der überquerung hielten wir alle an und es erzählte jeder seine eigenen Gedanken und ängste. Es war sehr gefährlich und schrecklich zugleich. Wir waren aber nun in Louisiana angekommen und nach kurzer Zeit kam dann auch endlich die langersehnte Wärme. In kurzer Hose radeln ist einfach klasse!
Die Stimmung in der Gruppe war super, wir lachten viel und natürlich wurde das Camping auch immer schöner. Dabei konnten wir hinundwieder für uns neue Vogelarten entdecken. Nachdem wir ja nun \“Erfahrung\“ im Brücken-überqueren hatten, wackten wir uns auch auf andere. Keine aber folgte mit solch einem Schrecken, eher mit einer Verwarnung von der Polizei. Denn, als es darum ging nach New Orleans zu kommen, brauchte es einer überfahrt(ca.1 km bergauf) über den \“Mississippi\“ Fluss. Es gab ein Verbotsschild für Radfahrer. Wir versuchten es erstmal auf dem legalen Weg und zwar mit \“Per Anhalter\“ und zu guter letzt mit dem Bus. Keiner aber wollte uns. Somit gings los. Schon beim Befahren der ersten Meter, schauten uns drei Polizisten zu. \“Einfach ignorieren\“ (hilft in Asien) war nicht. Am Ufer der anderen Seite und somit in New Orleans, wurde jeder von uns von jeweils einem Polizeiauto (Signal, Sirene und Megafon) angehalten. Vielleicht zum Glück, fing der Polizist bei mir an. Der erste Satz \“Ich könnte sie sofort verhaften und ins Gefängnis stecken\“, der zweite, dass er meinen Ausweis sehen möchte. Als er meinen bereits vollen Reisepass anfängt zu durchblättern, staunt er nicht schlecht und fängt an sehr freundlich zu werden. Er las alle Länder vor durch die ich gereist bin und zu manchen davon konnte er etwas sagen. Beim China-Visa sagte er \“Hund\“. Das sollte heissen, dass sie dort Hunde verspeisen, was auch stimmt. Paar deutsche Wörter sprach er auch. Die Situation war also gelockert, wir entschuldigten uns und machten uns wieder auf den Weg. Ins Chinesische Restaurant zum Mittagessen. 🙂 Haha.
Der Aufenthalt in New Orleans war auf der einen Seite schön auf der anderen sehr traurig. Ende August 2005 hatte \“Hurrican Katrina\“ einen enormen Schaden der Stadt hinzugefügt (auch in anderen Städten und Staaten). Immernoch kann man die Spuren sehen, selbst die von den Hilfsorganisationen, die mittels spezieller Markierung an den Hauswänden auf männliche und/oder weibliche Leichen hinwiesen. Ansonsten kann man auch sehr viel renoviertes oder Baufirmen beim Bau sehen. Eric, Josef und ich erkunden auch das französische Viertel mit all den Straßenmusikanten. Paar von denen sammeln sogar Geld für den Wiederaufbau der Stadt.
Mit der Verständigung hatte ich etwas Probleme, selbst meine zwei Radfreunde. Der Slang, der im Süden der USA gesprochen wird ist für Neuankömmlinge schwer, wenn kaum zu verstehen. Oft musste ich passen und lächelte anstatt.
Nur einen weiteren Radtag weiter, kamen wir in Mississippi an. Auch dort gab es etliche Brücken, zum glück aber keine mit neuen Rekorden. Von dort an ging unsere Route entlang des \“Golf von Mexico\“. Nachdem wir eine Nacht in Mississippi verbracht hatten, folgte bereits am nächsten Tag eine im Bundesstaat Alabama. Besungen im Song \“Sweet home Alabama\“ und bekannt durch den Film \“Forest Gump\“. Die Menschen in beiden Staaten waren sehr freundlich uns gegenüber und wirklich jeder war an unserer Reise interessiert. In Alabama hielt es uns auch nicht lange, denn am folgenden Tag kam bereits Florida. Dort hielten wir uns dann bis zum Rest unseres Trips auf. Es heisst auch der \“Sonnenschein Staat\“ oder \“Aligator Staat\“. Beides bekamen wir zu Gesicht. Eric und Josef wussten auch, dass unsere gemeinsamen Tage immer weniger werden. Irgendwie wurden wir dadurch faul und brauchten für Tagesdistanzen die doppelte Zeit. Es war einfach super lustig und bei jedem Halt passierte etwas, dass uns zum Lachen brachte. Dabei vergasen wir die Zeit. Oder aber wir blieben morgens länger in den Zelten liegen. Das Wetter, die Umgebung und die Leute waren auch Gründe für. Auch der stetig heftige Verkehr auf egal welchem Highway, war ein Grund, warum wir unsere Pausen ausdehnten.
Neben all den wunderschönen Vögeln, bekamen wir auch Schildkröten und Aligatoren zu sehen. Beim letzteren nur mit Abstand. Die Fahrten wurden interessanter und durch all das Leben auch lauter. Pünktlich zu Sonnenaufgang weckte uns die Natur auf. Mich zog es hinaus um die Wildnis zu fotografieren oder einfach nur zu beobachten. Nach der täglichen Zeremonie, wie Frühstück kochen, Zelt zusammenbauen, Schlafsack stopfen, Taschen bepacken und Zähne putzen, gings erstmals in einen Laden, der auch Kaffee verkaufte. Wir führten das so ein und hielten uns auch an das. Geändert wurde es, als wir getrennte Wege fuhren. Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen, verabschiedeten wir uns. Nach all den unvergesslich schönen und lustigen Momenten, ist es hart \“Goodbye\“ zu sagen.
Ich hatte ab hier noch ca. 1000km zu radeln, eher ich in Miami ankommen würde. Zuerst gings östlich in das \“John F. Kennedy Space Center\“. Dort besuchte ich das Museum und bekam das \“Space Shuttle\“ zu Gesicht, das für den Start am 5.April vorbereitet wurde. All die Größen waren neu für mich. Nie im Leben hät ich mir diese überdimension vorstellen können. Erst recht nicht, die Kraft die dahinter steckt, wenn bis Null gezählt wurde. Es gibt einen Automaten, der den Start einem erleben lässt. Meine Backen waren bis zu den Ohren und meine Arme konnte ich kaum bewegen!
Die Nacht davor campierte ich kurz vor einer Stadt und radelte früh morgens in das Musem, sperrte mein Rad ab und schländerte den Tag umher. Nach dem Besuch wieder aufs Rad und rein in die Büsche zum übernachten. In Florida klappte das Campieren wirklich gut. Erst recht wenn es bereits Dunkel wurde. Dies habe ich ausgenutzt als ich am Tag darauf eine Fähre in \“Fort Myers Beach\“ nehmen wollte. Da diese früh morgens um 8.30 Uhr ablegte, musste ich irgendwo in der Nähe einen Platz finden, der mich sicher durch die Nacht bringen würde. Hinter einer Tankstelle quartierte ich mich ein und fuhr früh morgens noch bevor Sonnenschein mit meiner Stirnlampe durch die Millionenstadt.
Mit der Fähre gings nach \“Key West\“. Die Farben der Meeres waren malerisch! Türkis wie in Hawaii. Jedoch das Wasser kälter. Gegen Mittag kam die Fähre an und ich wusste für ca.250 Kilometer habe ich nun 4 Tage Zeit. Es war für mich wie Urlaub, bisschen strampeln, hinsetzen und die Natur beobachten, paar Kilometer weiter das gleiche..so gings für die Tage. Auf einer 12 km-langen Brücke konnte ich meinen Mund nicht mehr halten und musste meine Glücklichkeit rausschreien. Denn links und rechts weit und breit das türkise Meer. Es war traumhaft schön und ich war mir sicher am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Pelikane flogen umher, die Sonne scheinte und der mal wieder starke Verkehr, störte mich nicht.
Für die darauffolgende Nacht war ich mir sicher am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein. Ein Sturm kam auf, blitzte und donnerte, es schüttete wie aus Eimern und meine einzige Sorge, dass ich aus diesem Platz wo ich gerade war, nicht rauskomme. Ich dachte mir, bevors zuspät ist, \“ziehe\“ ich lieber jetzt um. Also mitten in der Nacht raus in den \“Regen\“, Zelt abbauen und aufs Rad schnallen und raus hier. Ich hatte recht, es wurde bereits sehr schlammig und nur mit Mühe konnte ich mein beladenes Rad auf die Strasse schieben. Das Eine war geschafft, das nächste wo ich nun die Nacht verbringen könnte, erwies sich als schwieriger. Ich klopfte an Haustüren wurde aber abgewiesen. Ich verkroch mich somit unter das Dach des Postamtes und wurde in der Nacht zweimal vom \“Postservice\“ aufgeweckt. Noch bevor die Sonne hervorkam, hatte ich genug und bereitete mir mein Essen und einen Kaffee zu.
Schnell wurde es wieder heiss und so radelte ich wieder Stück für Stück nach Miami zu meinem Gastgeber Chris. Er leitet die Blutbank in Florida. Viel interessantes bekam ich von ihm zu hören, als er in den jungen Jahren als \“Cowboy\“, später im Bergrettungsteam arbeitete. Die Zeit verging und ich bereitete mich für den Flug nach Düsseldorf und auch für die Fahrt durch Deutschland vor. Die Reise ist noch nicht vorbei…