Radreise in Hokkaido

Radreise in Hokkaido

Oktober 19, 2018 0 Von Pio

26.9. – 19.10.2018

Nach meiner MTB-Saison 2018, sollte es dieses Mal nicht, wie sonst die letzten Jahre, gleich ins Warme, sprich auf die Südhalbkugel gehen.
Der Herbst in Japan hatte nach mir gerufen. Oder treffender gesagt, ich fühlte mich nach Japan reisen zu wollen wenns schön bunt ist.

Ich war ja bereits „dort“ gewesen. Gar nicht mal vor so langer Zeit (Frühling 2017). Dennoch, Frühling und Herbst sind zwei verschiedene Jahreszeiten. Wirken jeweils ganz anders auf Mensch und Natur. Auch finde ich, ist jede der vier Hauptinseln, komplett anders.

Hatte ich damals die Inseln Shikoku und Honshu besucht, wollte ich diesmal die Nördlichste (Hokkaido) und die Südlichste (Kyushu) erFAHREN.
Am 25. September ging es von München nach Moskau und weiter nach Tokyo. Ein Inlandsflug weiter nach Sapporo, die Hauptstadt der nördlichsten Insel „Hokkaido“. Die Genauigkeit der Japaner war mir bereits bekannt, deswegen suchte ich mir für das Zusammenbauen meines Fahrrads „Shui“ ein Plätzchen aus, wo es ganz sicher keinen stören würde, bzw. aus seiner Harmonie bringen würde. Ein Fleckchen am Bahnhof von Kitahiroshima. Dorthin gelang ich mittels Zugs direkt vom Flughafen aus. Hierzu muss ich erwähnen, falls jemand interessiert ist gleiches zu tun, dass das Rad nur verpackt befördert werden darf.

Nachdem Shui fahrbereit war, staunte ich nicht schlecht, dass es draußen bereits dämmerte. Es war erst kurz nach 16 Uhr!
Der Grund warum ich nicht weiter mit dem Zug gefahren bin ist der: dass ich kurz vor Sapporo eine Gastgeber Familie hatte, die mich zu sich eingeladen hat. Kontaktiert hatte ich sie noch aus Deutschland über die Radreisenden-Plattform: Warmshowers.

Circa 12 Kilometer waren es, bis ich bei ihnen ankam. Die Fahrt war sehr angenehm ruhig, wie es ja so ist in Japan. Jeder pflegt seine Harmonie und die zum anderen. Feinster Asphalt am Radweg sowie interessante Düfte aus den kleinen Wäldern, an denen ich vorbei-fuhr. Bei Kaisumi und Ken angekommen, wirkte es schön warm und herzlich willkommen zu sein.

Ich blieb für zwei Nächte. Erkundete Sapporo, bekannt für das gute Bier und Skifahren, den nächsten Tag mit Shui und genoss auch gleichzeitig etliches Japanisches zu Essen am „Autumn Festival“. Das beachtliche Brauhaus von „Sapporo Beer“ ist definitv einen Besuch wert.
Am Abend bereiteten mich Kaisumi und Ken für die Wildnis von Hokkaido vor. Bärenspray, Verhaltensregeln und genaue Karten von der Insel. Bääären?!?

Ich verabschiedete mich bei der Familie am nächsten Morgen, beide wussten aber, dass ich wiederkehren würde, denn auf meinem Rückweg wollte ich nochmal vorbeikommen. Schon allein deswegen, dass Bärenspray (hoffentlich unbenützt) zurückzugeben.

So ging es los in Richtung Norden zur Küste. Der fuhr ich auch für gute zwei Tage entlang. Ich genoss es richtig wieder mit Shui unterwegs zu sein. Dann natürlich in Japan, wo es schön ruhig und gepflegt ist. Auch freute ich mich sehr auf das Wildcampen. Ähnlich zu Australien, begeistert mich Japan diesbezüglich ganz besonders. Campingplätze sind ausgeschildert und viele davon sind entweder kostenfrei oder kosten nur eine geringe Gebühr (ca. 2-5 Euro).

Von der Küste ging es kurz vor „Tomamae“ in das Landesinnere. Der „Shumarinai“-See (sehr hübscher Stausee) hatte mich gerufen. Bärenschilder weisen immer wieder auf die kuscheligen Freunde hin. Zwar auf Japanisch und auch mit Bildern, glaub mir, diese versteht jeder! 😊
Am See verriet mir die Rezeptionsdame des Campingplatzes, dass sich ein Typhoon nähert, der aber bereits an Stärke nachgelassen hat. Ich fragte sie
ob es denn dann eine gute Idee ist zu Campen. Sie antwortete in einem entzückenden Englisch und Lächeln im Gesicht: Ich möge die Heringe ganz fest in den Boden rammen.

Diesen Rat befolgte ich auch. Zusätzlich spannte ich extra Leinen an das Zelt und „versteckte“ mich zwischen den wenigen Büschen und Bäumen. Ehrlich gesagt, wie naiv zu glauben, dass dies einem Typhoon standhalten würde. Letztendlich war es nur stark regnerisch aber nicht wirklich windig.
Vom See ging es bergab in Richtung „Daisetzuan National Park“. Dort, so erhoffte ich mir, würde ich viel höher kommen und somit die ersten Farben vom Herbst 2018 erleben. In der Tat! Nur eines hatte ich nicht erwähnt, Kälte! Auf der Insel Hokkaido ist dies ein wichtiger Punkt in Sachen Vorbereitung. Unterschätze nicht die Nähe zu Sibirien!

In der kleinen Ortschaft „Sounkyo“ auf ca. 600m., umringt von den steilen und gerade kunterbunten Bergwänden, machte ich Stop für die Nacht. An meinem Tacho zeigte es nur mehr 8 Grad an (Nachmittag). Auch hier gibt es einen kostenfreien Campingplatz, den ich mir angeschaut habe aber mich dann entschied in der barrierefreien Toilette zu „campieren“, die ich gleich zu Anfang erkundet hatte. Während ich mir im Park mein Kraftmahl zubereitete, sank die Temperatur auf nur mehr 2 Grad. Also, definitiv die wärmere Toilette! 😊

Reine Kopfsache – Denn in Japan sind die WC´s wirklich sehr sauber und die Barrierefreien werden selten benutzt. Da war es eine willkommene Abwechslung plus paar Grad wärmer. (Den Lüfter und Bewegungs-Licht-Schalter hatte ich temporär abgeschaltet. Macgyver und so. 😉)

Weiter ging es über den hübschen „Mikuni Pass“ mit 1050m Richtung „Ashoro“. Dazwischen machte ich am Aussichtsparkplatz halt und wurde gleich mal von einem älteren Herrn auf einen Kaffee eingeladen. Mit gutem Kaffee in der Hand und kurzer Erklärung von ihm wo was ist, genoss ich es tiefgründig „hier“ zu sein. Die Sonne spendierte viel Wärme und Licht.

Anschließend ging es rasant bergab zum Übernachten auf die Felder Hokkaidos. Bereits letztes Jahr konnte ich erleben, wie viel tierisches Leben mit bloßem Auge zu sehen ist. So auch diesmal: Füchse auf ihrer Fährte durch die Felder. Danach fuhr ich zum pittoresken „Onneto See“. Welch ein Farbenschauspiel der Natur. Ein Zauber lag in der Luft und in den Wäldern. Ich konnte mich einfach nicht sattsehen. Somit: Ich blieb ganz in der Nähe auf einem Campingplatz direkt im Wald. Schilder warnen vor Bären und Füchsen. Besonders auf letztere, da sie verdammt clever sind und die Provianttaschen aufbeißen könnten, wenn nicht komplett mit sich nehmen.

Nachdem ich mein Nest aufgebaut und alle Taschen in zur Verfügung stehenden Stahlgitter-Containern verstaut hatte, radelte ich noch einmal um den See herum. Aber nicht zum Spaß, nein nein. Mein Ziel waren die heißen Quellen! „Onsen“ auf Japanisch. Für kleines Geld (ca. 2 Euro) genießt man ein traditionelles japanisches Badehaus. Heeeeerrlich warm! Ich mag solche Kontraste soooo sehr: draußen die Luft eisig kalt und der Körper im superwarmen Wasser.

Aussicht auf die dichten Wälder inklusive! Gute Zeit später fuhr ich zurück und genoss den Schlaf eher es am nächsten Morgen hinauf zum WOOOW – „Meakan-dake“- Vulkan ging. Wandernd erklomm ich den ca. 1500m hohen Gipfel. Da-zwischen atemberaubende Aussichten auf Dampf, Gefärbte Wälder, Seen, Felder und umliegende Gipfel. Traumhaft, echt!

Gemeinsam mit Shui ging es anschließend zuerst zum „Mashu“-See, überraschend zu einem absolut sehenswerten Schwefel-Natur-Werk und weiter zum „Kussharo“-See. Es schien, egal wo ich hinradl, traumhaft schön mit besonderem Zauber zu sein. Der „Mashu“-See, der wie eine Krater-Badewanne aussieht, mit angeblich dem klarsten See-Wasser Japans gefüllt ist, der „Kussharo“-See, mit einer sehens-werten Insel, in dem unter anderem heißes Thermalwasser einfließt und somit niemals zur Gänze einfriert. An dem „Thermal-Ufer“, kann man sich sein eigenes „Fußbad“ graben. Unterirdisch steigt dann das wirklich heiße Wasser in das gegrabene Loch. Unbedingt mit dem kälteren Seewasser mischen ansonsten verbrüht man sich doch tatsächlich die Haut! Echt Krass!

Während ich so meine Füße bade, überlege ich hin und her wo ich heute schlafen soll. Denn, Typhoon Alarm für die kommende Nacht plus viel Regen den ganzen nächsten Tag! Ich hätte eine Einladung bei „Oto san“, einem Gastgeber aus „Warmshowers“, der ist aber 47 Km entfernt. Ich entschied (vorerst) nur 7 Km zu radeln und dort nach einem Schlafplatz zu suchen. Bei der Herfahrt hatte ich nämlich paar potenzielle Plätzchen gesichtet.

Als ich dort ankam, lächelte mich eine großzügige Barrierefreie Toilette an. 😉 Zuerst aber kochte ich mir was Feines auf der naheliegenden Parkbank. Währenddessen warf ich meinen Plan um. Nach dem Essen wollte ich die 40 Km radeln! Ich rüstete mich euphorisch für die anstehende Nachtfahrt. Stirnlampe am Kopf, zweite Stirnlampe an meine Lenkertasche und das Rücklicht an meinen hinteren Gepäckträger. Ach, die Musik durch den Handylautsprecher in der Lenkertasche.

Einen kleinen Pass galt es auch zu bewältigen. Aufgrund meiner Euphorie aber, spürte ich kaum diesen Aufstieg von 400hm. Ich war vielmehr konzentriert welche Viecher umherlaufen. Füchse sah ich etliche. Alles andere Geraschel in den Büschen und Wäldern konnte ich nicht zuordnen. Nicht vergessen, das war dort alles B Ä R E N – Land! Man kann sich vorstellen wie mir zumute war, bei jedem Buschgewackel.

Ich hatte den Spaß des Lebens auf dieser Fahrt. Kaum Verkehr. Absolut dunkel die Nacht und ein bekloppter Radfahrer auf der Straße, ich! 😊 Gegen 20 Uhr erreichte ich das Haus von „Oto san“. Mittels Koordinaten und einem Handy ist es heutzutage überhaupt kein Problem mehr, Adressen zu finden.

Bei meinem Gastgeber blieb ich für zwei Nächte. Überstand den Typhoon, der diesmal einiges an Kraft mitgebracht hatte, im Wohnzimmer des Herren, das voll mit Mitbringsel aus der Welt ist. Er selbst beradelt in den Wintermonaten die südlichen Länder der Welt. Welch ein Glück ich auch immer mit den Gastgebern habe. „Oto san“ kocht leidenschaftlich gerne.

Am liebsten Fisch. So gab es dreimal am Tag Fischgerichte. Jedes schmeckte anders, aber immer SEHR lecker. Ich erinnerte mich noch sehr lange daran, dass ich noch nie so lecker Fisch und soooo leckeren Reis gegessen hatte. Vom Bruder gab es den besten „Sake“ (weißlich-trüber Reiswein) nach dem Essen.

Nachdem sich das Wetter gebessert hatte, fuhr ich weiter in Richtung „Shiretoko National Park“. Dieser gilt als DER Park weltweit für Braunbären. Die größte Konzentration an diesen buschigen Lebewesen.

Warnschilder in Groß und Klein gibt es entlang der Straße zu sehen. Mittlerweile hatte ich das Bärenspray von „Kaisumi und Ken“ direkt am Vorbau angebracht. Nicht, dass ich das Teil benützen wollte. Ich bin vielmehr der Typ, der mit dem Bär reden würde um ihm klar zu machen, dass ich ihn sehr gern habe und es schätze wo er lebt. Ja und wie hübsch er ist. 🙂 Ha ha…

Gesehen hatte ich leider keinen. Ich war extra leise auf der Fahrt hinauf zur Passhöhe des „Shiretoko Passes“ (740m). Kurz vor Passhöhe fing es an zu Regnen. Die Aussichten waren leider nicht mehr so doll. Hinzu kam ja die Nähe zu Sibirien, sprich Kalt!

So, jetzt kommts! Ich wusste, dass es ab jetzt bergab gehen würde uuuuhuuund es nach paar Kilometern einen kostenfreien „Onsen“ (=Heiße Quellen) gibt! OUH YEAH! Nichts wie dort hin!

Ich war bis auf die Knochen durchgefroren während der Fahrt bergab. Die Vorfreude auf das Bad, wirkte aber wie eine Flamme in mir. Im „Bad“, eigentlich ein Loch mit superwarmem Wasser, genossen paar Japaner die wohlige Wärme. Jeder von ihnen konnte meine Freude erkennen und schmunzelten. Oder war es der kalte Körper, der sich nach dem Bad sehnte und dabei belustigend zittrig aussah?

Jedenfalls, tiefgründig aufgewärmt, rollte ich über die Straße zum Campingplatz (2 Euro). Auch hier wieder die vielen Bären-Warnschilder. Sogar einen kleinen Elektrozaun haben die Betreiber installiert! Ob bisschen Draht mit Schlag, ne halbe Tonne Fleisch abhält?

Von hier in „Rausu“ folge ich der Küste nach „Shibetsu“. Weiter nach „Kushiro“ und „Makubetsu“. Hätte ich gewusst, dass das die inoffiziellen Hauptstraßen sind, wäre ich wieder über die Berge geradelt. Mächtig viel Verkehr! In der Karte sind diese Straßen nämlich als Nebenstraßen eingezeichnet. Überall wo es ging wich ich auf die kleinen Sträßchen aus. Die Landschaft an sich war die letzten Tage nicht so besonders reizvoll. Die Plätzchen, die ich zum Übernachten gefunden hatte, waren dagegen stets ein Abenteuer. Einmal inzwischen zwei leerstehender Lager-hallen, ein anderes Mal in einem kleinen Holz-pavillon und wieder ein anderes Mal inmitten von einem Herbstlich-gefärbten Wald.

Nun ja, umso mehr freute ich mich wieder auf Berge. Von „Makubetsu“ folgte ich parallel der Hauptstraße zwischen „Obihiro“, „Memuro“ und „Shimizu“. Das war schon viiiiel sehenswerter! Ganz besonders die gefärbten Wälder! Ouh man!

Am frühen Morgen radelte ich dann in Eiseskälte (4 Grad) den „Niisho Pass“ hinauf. Auf bis knapp 1100m Höhe ging es. Schon viel Verkehr, aber dadurch, dass dieser dreispurig gebaut ist, war es okay zum Radeln. Die Abfahrt war dann wieder ein Schmankerl. Ewig bergab durch viel Wald und viele viele Farben. Es war mittlerweile Mitte Oktober! Ab hier „unten“ wollte ich bis nach Sapporo nur mehr kleine Bergstraßen fahren. Es gelang mir ganz gut.

In Japan Rad zu fahren ist an sich eh schon traumhaft. Man wird respektvoll überholt. Null Gehupe. Viele Autos fahren mit „Hybrid“-Technik. Das heißt, teilweise flüsterleise fahren sie dahin. Immer wieder gibt es kleine „Convenience Stores“ (kleine Gemischtwarenläden), an denen man alles bekommt was man so braucht. Ich nutzte sie sehr gerne für Kaffee, Wasser, Wifi, Toilette, zum Wäsche waschen, manchmal als Mittagspause und auch als Unterstand wenns mal geregnet hat. Den besten Kaffee gabs überigens beim „7-11“! 😊

Irgendwann kam ich dann bei „Kaisumi und Ken“ an. Bitter kalt war es an diesem Tag. Die beiden entschieden, kurz nach meiner Ankunft in ein „Onsen“ zu gehen, um sich ordentlich aufzuwärmen. OUH MAN!! Die beste Idee! Zwar war es „bumvoll“, wohl weil jeder diese „beste Idee“ hatte, aber so war es interessanter, das Leben während dem Baden zu beobachten. Danach gabs wieder leckeres Gekochtes von Kaisumi mit Gemüse aus dem Garten.

Nächsten Tag berei-teten wir gemeinsam hunderte Maultaschen für das Abendessen. Nein nein, nicht alle auf einmal. Wobei, aufgeteilt auf den Tag wäre es möglich gewesen, ALLE („ich will meeeehr“😊) zu verspeisen. Die meisten gingen in das Gefrierfach.

Ich blieb also auch für die zweite Nacht. Es tut auch wirklich gut unter lieben Menschen zu sein. Erst recht wenns auch noch ein Dach gibt. Morgens verabschiedete ich mich, steckte die Marmeladen-Geschenke von Kaisumi ein und brach Richtung Süden auf. Wer hätte das gedacht?! Auch dort wars wieder wuuuunderschön! Vorbei an gigantischen Statuen, ging es zwar lange bergauf und Stück bergab, so sah aber der Weg zum „Shikotsu See“ eben aus. Es erwartete mich ein riesiger See gefüllt mit klarem Wasser und umgeben von Schönheit. Das wilde Tierleben in den Wäldern und Büschen begleitete die Lagerfeuer-Romantik direkt am Ufer, wo ich mein Lager aufgeschlagen hatte. A Traum, echt! Ich möchte mal wieder die Nähe zu Sibirien betonen! 😊 Ohne das Feuer wäre es bitter bitter kalt gewesen.

Also nicht nur mir, sondern meinem Rotwein auch, dieser brauchte bisschen Wärme um auf Trinktemperatur zu kommen. Ja und einfach so dazusitzen, um das Nachtleben aufzunehmen, war nicht so einladend in der Kälte.

Mein Schlafsack wurde bis auf den letzten Grad ausgenutzt. Ein Wunder, ich genoss es eingekuschelt zu sein und die kalte Luft zu schnuppern. Radfahren in der Kälte war ein anderes Thema.

Anyway… ich rollte für lange Zeit am Ufer entlang. Bei Sonnenschein und grandiosen Blick auf Ex-Vulkane und eben viiiiel Wasser. Als ich wo halt machte, um das Internet zu benützen, stellte ich fest, dass mein Flug nach Nepal wie aus dem nichts gecancelt wurde. Eine Rückzahlung wurde veranlasst. Naja, immerhin. Somit buchte ich einen neuen Flug, wählte den Abflug aber eine Woche früher als davor. In meinem Kopf schwirrte nämlich eine Idee in Nepal das Dach der Welt zu beradeln. Wieviel Zeit dafür ich brauchen würde, war mir ungewiss. Deswegen plante ich eine Woche mehr dafür ein, wo ich die Möglichkeit hatte.

So, Flug check! Es ging weiter zum „Toyo See“ südwestlich vom „Shikotsu See“. Wolken verdeckten recht bald den warmen Sonnenschein = 8 Grad am Tacho. In einem kleinen Familien-Restaurant bestellte ich mir eine Pilz-Nudel-Suppe zum Aufwärmen. Wer denkt, Japan sei superteuer, der irrt. Bis auf Transport und Übernachtung, kann man sowohl wo Essen gehen (3-10 Euro für richtig gutes Essen in ordentlichen Portionen) als auch ausgiebig im Supermarkt einkaufen.

Als Beispiel: 12 Eier = 1-3 Euro. 0,5l Bier = 1,5 Euro. 1kg Saisonales Obst/Gemüse = 1-5 Euro. 1kg Reis (wirklich sehr guter) = 3 Euro. Echtes Müsli dagegen is schweineteuer. Hatte ich nie gekauft. Stattdessen viel Trockenobst, Nüsse (gleiche Preise wie in Europa) und Reis. Meine Ausgaben für 6 Wochen Japan All inclusive (bis auf Unterkunft und Transport) belief sich auf ca. 15 Euro am Tag. Es ginge viel günstiger,
jedoch lege ich großen Wert auf echte Lebensmittel. Du weißt schon… „Du bist was du isst“ und so. 😉 Schließlich möchte Shui auch ordentlich bewegt werden. Ha ha ha.

So, am „Toyo See“ campierte ich direkt am Ufer. Ein Spektakel während dem Sonnenuntergang:
Wolkenformationen, Licht, Wasser und Vogelleben. Früh morgens ging es weiter: Möwen bei der Jagd nach Fisch direkt vor meiner Nase.

Was mich nach dem See erwarten würde, sollte eine Überraschung des Lebens werden. Der aktive Vulkan „Yotei Zan“ mit 1898m sticht wie eine Trophäe aus der Umgebung heraus. Bis zum Fuß des rauchspuckenden Giganten, der oben schöööön angezuckert war, folgte ich der Straße. Ein Natur-Kegel, der meine Blicke für den restlichen Tag und die Nacht auf sich zog. Ich sagte zu mir, ich müsse UNBEDINGT wo campen, von wo ich einen grandiosen Blick auf den Vulkan hätte. Mittels „Google-Maps“ und der Option „Satellite“, fand ich schon mehrmals ideale Plätzchen auf dieser Welt zum Übernachten. So auch dieses mal.

Sozusagen als Abschluss meiner „Hokkaido-Zeit“ war dies DER Campingplatz! Minus zwei Grad im Zelt in der Nacht, Leute…, MINUS!! das war dann wohl DAS Zeichen, dass ich das Weite aufsuchen sollte. Beziehungsweise, die Wärme! Von hier nahm ich die Fahrt nach „Otaru“ auf. Trotz Sonnenschein waren die Finger lange klamm. Erst mit den zu bewältigenden Höhenmetern kam Leben in die Hände.

So schließt sich mein „Hokkaido Kreis“ rund wie ein Kürbis: Von „Otaru“ nahm ich eine 22h Fähre (100 Euro mit Fahrrad) nach „Maizuru“ (Nähe Kyoto) und verließ somit Hokkaido. Eine unvergesslich schöne, entspannende Fahrt auf der See genoss ich. Mit japanischem Bad (ooouh yeah), lecker Restaurant (2-15 Euro), aller möglichen Zimmerstile (ich war alleine im Mehrbettzimmer und hatte jede zwei Stunden das Bett getauscht. Nein, Spaß! 😊), kleinem Kiosk mit normalen Preisen und viiiiiiel Sonnenschein am Deck.

Stand: 1636 Km, 82 h und 15227 Hm