Radreise von Hongkong nach Los Angeles
18.12.2009 – 28.1.2010
Ich konnte es kaum abwarten endlich in den USA anzukommen. Ich hatte mich nämlich erstmal für den 50.Bundesstaat Hawaii entschieden. Mit einem Tag Verspätung, kam ich über Osaka/Japan in Honolulu auf der dritt-größten Insel an. \“Auf einer Insel mitten im Pazifik bin ich jetzt\“, sagte ich mir. \“Umringt von Wasser und Haien\“. Ich nahm mir knapp zwei Wochen Zeit für die Erkundung von Oahu, eine der 137 Inseln des Staates. Die meisten Inseln sind aber unbewohnt.
Noch am Flughafen baute ich mein Fahrrad zusammen, dass ich in Hongkong in Einzelteile zerlegt hatte und fuhr in das Zentrum nach Waikiki. Zum Strand natürlich.
Leider ist es auch hier nur noch der Name, der glänzt. Genau wie in Bali oder Phuket. Das Paradies für mich fand ich Tage später an ganz anderen Orten. Als bei mir am zweiten Tag es gerade mal früh morgens war, lebten meine Familie und Freunde bereits im Neuen Jahr. Ich war 11 Stunden hinter der deutschen Zeit. Erst als es in Deutschland \“Januar 2010\“ war, stiegen die Raketen auch auf Hawaii. Am Strand von Waikiki versammelten sich Hunderte Menschen und bestaunten das Feuerwerk am Pazifik. Etwas neues für mich; Neujahrs-Feuerwerk mit Meeresrauschen zu erleben.
Ein weiteres Highlight: zum Zeitpunkt meiner Ankunft und auch an den folgenden Tagen war ich sozusagen Nachbar von Präsident der USA, Barack Obama. Er verweilte paar Tage auf seiner Geburtsinsel und machte Urlaub, wie ich erfuhr. Auf einen \“Kona\“ Kaffee (Kaffee der hauptsächlich nur auf der \“großen Insel\“ Hawaii´s wächst) zusammen, reichte ihm wohl die Zeit nicht. Schade, so radelte ich alleine durch die faszinierende Landschaft. Besonders gestaunt habe ich über die reichen Farben. Der Himmel so schön klar blau. All die farbigen und großen Blumen. Die dichten grünen Berge. Eine komplett andere Welt und ich war mitten drin. überglückliche Momente folgten.
Paar Tage verweilte ich faulenzend an verschiedenen Stränden. An anderen wiederum schnorchelte ich mit kunterbunten Fischen, bestieg erloschene Vulkane, wanderte im dichten Regenwald zu von Pflanzen versteckten Wasserfällen oder ritt die Wellen mit einem Kajak. Es wurde nie langweilig. Besonders aber haben mir die mega großen Wellen gefallen. Eigentlich nur im \“Winter\“ können sie bis zu 15 Meter hoch werden. Ich hatte das Glück und konnte sie mit \“nur\“ fünf meter Höhe sehen und Wellen mit zwei Meter konnte ich sogar spüren. Dabei habe ich richtig angst bekommen, als es wirklich schwierig wurde überhaupt wieder raus aus dem Wasser zu kommen. Ich hatte die Kraft solcher Wellen völlig unterschätzt. Ich staunte umso mehr, was die Surfer veranstalteten. Etwas weiter draussen am Meer warteten sie auf eine größere Welle und ritten diese elegant bis hin zum Strand. Auch durch die sogenannten \“Tubes\“, also Schläuche, wie die Wellen kurzzeitig aussehen. Unglaublich. Zuvor hatte ich sowas nur auf Postern oder Werbungen gesehen. In Echt sieht das alles noch interssanter aus.
Weg von Strand, Meer und Palmen, radelte ich ca. 300km nur aur der Insel. Obwohl das Bussystem auf Oahu sogar eine Inselumrundung \“anbietet\“, entschied ich mich für meine Art von Reisen – mit dem Fahrrad. Der Verkehr auf Oahu ist sehr Radfreundlich und die Menschen sehr hilfsbereit. Auch spürt man eine gewisse Lässigkeit unter den Einwohnern. Es wird viel gelächelt und grüßen tun sich auch viele. Für mich eine komplett neue Welt. Weg von Asien direkt in den Westen. Plötzlich verstand ich alles was die Menschen so auf den Straßen redeten, ich konnte einfach jeden nach dem Weg fragen oder einfach mit ihm reden. Die Sprachbarierre wie zb. in China, gab es nicht. Ok, außer ich traf auf echt Hawaiier, die ihre eigene Sprache (Olele) haben und auch immernoch benutzen. Immerwieder habe ich sie gehört. Seis im Supermarkt, im Bus oder einfach auf der Straße. Neben Englisch ist sie auch die ofzielle Sprache. Mehr als Hallo (Aloha) und Danke (Mahalo) habe ich nicht aufgegriffen. Bevor die zwei Wochen dann rum waren, schaute ich mir einen Hula-Tanz (Geschichtenerzählender Tanz der Hawaiier) an und war einfach nur begeistert über die Hüftschwinge der Tänzerinnen.
Wieder am Flughafen mit Fahrradkarton und grosser Tasche mit all meinem Gepäck, erfuhr ich wie stark die Fluggesellschaften Nordamerikas ihren Service einsparen. Man bezahlt für jedes ausser das Handgepäck. Die Bedienung während des Fluges ist dann leider auch nicht mehr das wahre, das man sonst von Europa oder Asien kennt.
Nach ca.fünf Stunden Flugzeit kam ich in San Francisco an. Wiedermal Fahrrad auspacken und zusammenbauen und rein in die Stadt. Mit nur einer Adresse und ca.Route, die ich mir Tage vorher zusammengebastet hatte, suchte ich meinen Gastgeber in der nähe der berühmten \“Golden Gate Bridge\“ auf. Klasse, aus dem Gästezimmer hatte ich einen Ausblick auf die Brücke. Die Stadt ist extremst hügelig, doch mit einer sehr schlauen Mappe, kann man all Steigungen mit einfach Ausweichrouten umgehen. Das erspart natürlich viel Mühe. Vor allem als ich von Radgeschäft zu Radgeschäft fuhr, da mein Fahrrad plötzlich nach vielen Ersatzteilen wünschte. Als ich endlich einen freien Kopf hatte, besuchte ich die Stadt. Mit dem Rad.
Mit einem polnischen Radfahrer, der in San Francisco lebt, fuhren wir über die Brücke, durchquerten sämtliche Parks und auch verschiedenste Stadtteile. Das Gefägnis \“Alcatraz\“ hielt mich zum Glück nur für vier Stunden fest. Etwas unheimlich dieser Ort, auf der anderen Seite sehr interessant. Mit Kopfhörern durchwandert man das Zellengebäude und erfährt so viele Details. Ausserhalb des Gefägnisses wachsen viele exotischen Blumen, die nur darauf warten abgelichtet zu werden. Die Stadt selber bietet viel zum Ansehen, mich aber zog es nun endlich wieder auf die Strasse. Das Wetter aber spielte gar nicht mit. Regen, Wind, Regen… Ich musste mich dann endlich entscheiden. Entweder auf Sonne warten und in San Francisco verweilen oder im Regen mit meiner Regenbekleidung losradeln. Ich wartete noch 3 Tage und fuhr dann letztendlich los. Im Regen.
Auf dem \“Nummer 1 Highway\“ verbringt man \“normal\“ eine schöne Zeit. Die Strasse windet sich entlang der Küste. Aber bei Regen und sehr starkem Wind war das weder schön noch angenehm. Es kam hinzu, dass ein Sturm aufzog. Der erste seit 1998 wieder. Ein Kamerateam hielt unterwegs an, um mich zu filmen als ich gerade durch den Sturm Richtung Los Angeles war. Kurzes Interview im Regen und schon waren sie wieder weg. Die Nässe und Wind aber blieb. Die Nächte verbrachte ich im Zelt. Hinundwieder musste ich gegen die Zeltwand drücken weil der Wind ansonsten mich davon geblasen hätte. Es wurde alles nass. Selbst der Schlafsack. Dann noch ein weiterer Tag im Regen und endlich kam dann die Sonne und somit auch die übliche Wärme für Kalifornien. Ich trocknete alles einigermaßen und war froh wieder ordentlich beisamen zu sein. Unterwegs konnte ich auch etliche für mich neue Tierarten beobachten. Seelöwen, Pelikane, bunte Vögel und auch viele verschiedene Greifvögel. Ist schon faszinierend, was die Natur uns alles bietet!
Das Campieren hier in den USA oder zumindest in Kalifornien ist etwas schwieriger als sonst. überall hängen Verbotsschilder aus, Warnungen über Strafen und selbst die Polizei schaut nach unerlaubtem übernachten aus. Da fühlt man sich ja gleich wohl. Nicht wirklich!
Nach drei Tagen weiterer Sonne, insgesamt 750km Fahrt von San Francisco entlang der Küste des Pazifkis, einen Platten und einmal das Warten meiner Kugellager im Hinterrad, kam ich in Los Angeles an. Ich freute mich sehr endlich wieder ein Dach über dem Kopf zu haben. All meine Sachen ordentlich waschen und anschließend trocknen zu können und mir ein bisschen die Stadt und Stadtteile anzusehen. Nach Hollywood machte ich auch einen Abstecher, aber irgendwie weckt all dies nicht so mein Interesse als zb. in Asien Bergvölker zu besuchen oder Momente mit Einheimischen zu verbringen.
Hier im Norden Amerikas, pflegen die Hausbesitzer deren Vorgarten sehr gründlich. Fast schon wie in einem Museeum sieht der Rasen aus. Es gibt sogar extra Firmen, die meist oder hauptsächlich von Südamerikanischen Arbeitern geführt werden, die sich um den Garten kümmern. Des weiteren habe ich beobachtet, dass sehr gerne die Autos gepflegt und modifiziert werden. Jeeps werden meterhoch \“aufgepumpt\“, Alu-Felgen durch Chrom ersetzt und Handwasche-\“anlagen\“ oft besucht. Leider sind die meisten Fahrzeuge nur mit einer Person besetzt, dass sich auf starken Verkehr zurückführt. Irgendwie für mich alles komisch, denn von der Krise sieht man viele Verkaufsschilder von Häusern oder aufgegebenen Läden. Auf der anderen Seite den überkonsum.
Ab Los Angeles heisst es für mich kräftig in die Pedale zu treten. Ich habe nur noch zwei Monate Aufenthaltsgenehmigung für die USA aber habe noch viel vor mir. Ich möchte versuchen, das Land aus eigener Kraft zu durchqueren und mir im mitte März einen \“Space-Shuttle-Raketenstart\“ in Cape Canaveral anzuschauen. Auch liegen mehrere Wüstenabschnitte am Weg. Zum Glück aber befinde ich mich in der Winterzeit und somit sind die Temperaturen gerade angenehm. Nicht wie in Iran und Turkmenistan bei 58 Grad in der Sonne.