Radreise von Belgrad nach Eskisehir

Radreise von Belgrad nach Eskisehir

Mai 1, 2009 0 Von Pio

15.4. – 1.5.2009

Bereits am Weg nach Belgrad hatte ich geplant paar Nächte in der Hauptstadt Serbiens zu bleiben. Meinem Körper Zeit zu geben, sich zu regenerieren und überhaupt eine Pause einzulegen. Bei meiner Gastfamilie fühlte ich mich wie zu Hause und auch sonst in der Stadt bummelte ich mit einem Lächeln herum. Dazu passendes warmes Wetter, blühende Natur, leckeres Essen und viel Neues zu Erleben.

Gut erholt hiess es rauf aufs Rad und Richtung Sofia, Hauptstadt von Bulgarien. Laut Mappe ca.400 Kilometer von Belgrad entfernt. Hinzu kamen paar Hügel. Gebraucht habe ich dafür vier ganze Tage. Gegen Ende des ersten Tages, braute sich ein schönes Gewitter zusammen. Ich suchte noch schnell ein geschütztes Fleckchen Erde auf um mein Zelt aufzubauen und sich noch vor dem Regen verkriechen zu können. Kaum hatte ich mein \“zu Hause\“ aufgestellt, kam ein älterer Bauer mit seinem kleinen Traktor und verwies mich wortwörtlich in sein Feldhaus. Er meinte, es zieht ein Gewitter auf, ich sollte sofort mitkommen. Das Gespräch führten wir in der slawischen Sprache und Händen. Er zeigte mir das Versteck, wo der Schlüssel hängt und hiess mich Willkommen. Kurz danach fing es an zu Regnen und Starker Wind kam auf. Ich war froh hier zu sein. In Serbien hatte ich einfach eine super Zeit mit netten Menschen.

Auf dem Weg Richtung Bulgarien, staunte ich nicht schlecht über die Verschmutzung links und rechts von den Fahrbahnen. Plastiktüten, die man im Geschäft für jeden gekauften Artikel bekommt, fliegen durch die Luft, hängen in Büschen und Bäumen fest oder liegen bereits unter Grasbedecktem Boden. Hinzu kommt noch sonstiger Müll. Auch in Bulgarien selber, konnte ich das gleiche feststellen. Traurig für mich zu sehen. Mülleimer stehen viele herum, werden auch genutzt, aber ausser Orts möchte man anscheinend seinen Müll nicht mitschleppen. Fenster auf und Weg damit.

Zu all dem kommt noch starker Verwesungsgeruch der vielen überfahrenen Hunde und paar anderen Tieren. Diese liegen einfach Plattgefahren auf der Fahrbahn, bis sie weg sind. Oft wurde ich von einzelnen Hunden und auch mehreren Hunden von beiden Seiten verfolgt und richtig gejagt. Der ein oder andere war schon sehr nahe, einer kam mir auch schon unters Pedal und bekam ne Kopfnuss. Seither bin ich mit Steinen bewaffnet, um wenigstens zu Probieren, sie erst gar nicht so nahe an mich kommen zu lassen.

Auf den Straßen Richtung Istanbul, herrscht oft starker Verkehr. Vor allem durch LKW´s. Immerwieder versuche ich diesen Fahrbahnen zu entweichen und nehme auch steilere Wege in Kauf. Am Tag, an dem ich Serbien verlassen hatte, stellte ich meinen Tacho um eine Stunde vor. Nun war ich in Bulgarien. Sofort ist mir aufgefallen, dass es weniger Bäckereien in den Orten gibt. In Serbien gibt es selbst im kleinsten Dorf mehrere \“Pekara\“(Bäckerei). Nur noch im Supermarkt konnte ich mein Abendmahl finden. Neues kam auch hinzu, dass man an die Verstorbenen Menschen durch angeklebte Gedenkzettel an Türen und Strommästen erinnert.

Nicht zu übersehen war auch der Wechsel der Landschaft in Bulgarien. Berge in grau, grün und weiss. Selbst um die Hauptstadt Sofia, die ich im Regen durchfuhr, stehen weissbedeckte Berge empor. Für mich seit Tibet und Nepal etwas Neues. Das heisst aber auch, dass meine Strecken des öfteren Rauf und Runter gingen. Gespürt habe ich die ersten Pässe in meinem linken Knie. Deswegen legte ich bei einer Familie, die mich zu sich einlud eine zwei tägige Pause ein und gönnte meinem Körper wieder Pause und Erholung. An dem Tag, hatte ich auch meinen ersten Platten (nach ca.1900 Kilometern). Mein Rad, mein bester Freund auf der Reise, bekam eine General-überholung. Kette wurde durch eine Neue ersetzt, Bremsen und Gänge nachgestellt. Aber auch Mängel habe ich bemerkt. Während der Fahrt knarscht seit den hügeligen Fahrten mein linkes Pedal. Auch aus meiner Gabel ölt es wenig raus. Im Email-Gespräch mit der \“Feine Räder\“-Werkstatt in Regensburg die mich für diese Reise mit Teilen unterstützte, fahre ich nun beruhigt weite

Nach der guttuenden Pause bei Diana, Rado und Dennis, fuhr ich mit der Idee über Griechenland nach Türkei zu radeln. Grund waren die negativen Infos über den Haupt-Grenzübergang zwischen Bulgarien und der Türkei. Jedoch kurz vor dem Abbiegen nach Griechenland, riskierte ich es und fuhr direkt östlich. Ich sparte mir somit ca 30 Kilometer Umweg. Die Entscheidung hatte ich gut getroffen, denn als mich die Zöllner sahen, winkten sie mich durch alle wartenden Autos durch und fragten mich sehr interessiert über mein Vorhaben aus. Gleich nach der Grenze, die erste Moschee. Eine nach der Anderen folgte bis nach Istanbul.

Kaum war ich in der Türkei, wurde ich an einem Tag so oft angehupt wie in Serbien und Bulgarien zusammen. Aber nicht, weil ich störte, nein, es ist meistens ein freundliches \“Hallo\“. Auch werde ich vermehrt eingeladen, angehalten, ausgefragt, beklatscht, einfach mehr interessiert begrüsst. Jedoch ist das ständige Anhupen lästig. Vor allem wenn es LKW´s tun.
Besonderen Service gibt es an vielen Tankstellen auf den Haupstrassen. Kostenfreien schwarzen Tee, den \“Cai\“ gibt es in kleinen Bechern. An solchen Tankstellen verbringe ich oft meine Mittagspause. Da das Wetter seit Grenzüberschreitung oft regnerisch, kalt oder mit viel Gegenwind beschert ist, nutze ich den Service auch öfters.

Einen Tag vor Istanbul, staunte ich nicht schlecht als ich nach einem Hügel am Horizont nichts anderes sah als nur die Farbe blau. Mit einem Lächeln sagte ich mir \“Wow-Das Meer.\“ Somit war für mich klar, diese Nacht im Zelt mit Blick aufs Meer. So kam es auch! Am Morgen danach radelte ich mehr als 30 Kilometer nur durch starkbefahrene vier-spurige Straßen Richtung und in Istanbul. War ich froh, als ich endlich in ruhigeren Plätzen war. Bei Regen und Kälte, suchte ich nun das Haus einer Freundin, bei der ich Verbleiben durfte. Noch am selben Tag fuhr ich mittels einer Fähre über den Bosporus(Grenze Europa-Asien) und liess somit Europa hinter mir. Die Freundin lebt nämlich auf der asiatischen Seite. Den darauffolgenen Tag nutzte ich um bisschen in der Stadt herum zu spazieren und auch um ein Hamam(türkisches Bad) zu besuchen. Hat beides gut getan.

Mit einer Fähre verliess ich am Folgetag die Megastadt nach Yalova. So sparte ich mir weitere Kilometer Stadtradeln. Verlassen habe ich eine Stadt mit der größten Moschee der Welt, und kam im fruchtbarem Gebiet mit vielen Plantagen raus. Hier fand ich einen wunderschönen Platz zum Zelten. Auf einem Berg mit spektakulärer Aussicht auf all die Plantagen, Berge, kleines Dorf und einen rießigen See.

Es wurde ziemlich gebirgig ab hier und so überwand ich auch Pässe von über 1000m. Natürlich mit Verfolgung von Hunden und lästigen Fliegen. Ich kämpfte mich jedoch durch alles durch. Ich spüre richtig, wie sehr das Radreisen nun zu meinem Alltag geworden ist. Gefällt mir sehr gut und bin schon wieder auf Neues gespannt. In Eskisehir, eine sehr moderne Stadt mit zwei Universitäten und Studenten aus der ganzen Welt, wohnte ich bei Freunden, die ich 2007 in Philippinen getroffen habe. Viel traditionelles Türkisches Essen, ein weiteres Hamam und viele neue Eindrücke nehme ich von hier mit und radle weiter Richtung fernen Osten.