Radreise von der Grenze Iran nach Khorog
21.7. – 24.8.2009
Als erster bin ich über die Grenze nach Turkmenistan gereist. Geschichten anderer Reisenden, über lange Wartezeiten und strenge Kontrollen an der turkmenischen Grenze, bestätigten sich in meinem Fall nicht. Alles ohne Probleme. Die Uhr stellte ich um ca.1,5 Stunden vor, denn so richtig wusste keiner welche Uhrzeit es war. Sofort war ich der Mittagshitze um 57 Grad in der Sonne nahe. Jedoch radelte ich erstmal paar Kilometer, um überhaupt vorwärts zu kommen. Sechs Tage hatte ich Zeit das Land und eine Strecke von ca. 500 km zu durchqueren. Wüste, wenig Wasser, Hitze, schlechte Straßen und Gegenwind, vereinfachten die Fahrt nicht im geringsten.
Was für mich sehr erfreulich war, die Menschen! Iran war schon sehr interessant, aber meiner Meinung hatten die Turkmenen etwas besonderes an sich. Nicht nur die bunte und freie Kleidung und somit totaler Unterschied zum Iran, das einfache Lächeln, Grüßen und das Gefühl von Willkommen sein.
Nach vier Tagen war ich schließlich durch. Von vier bis zehn Uhr morgens und 17 bis 20 Uhr war ich unterwegs. Während der Fahrt staunte ich nicht schlecht, als plötzlich Kamele die Straße überquerten. Hier begriff ich, dass ich wirklich weit weg von zu hause bin. Ich entschied die frühen Reisezeiten, weils anders kaum auszuhalten war. Im Schatten unglaubliche 45 Grad! Das Wasser an meinem Rad (10 Liter) genauso warm. Es musste also eine Idee her. Ich baute mir also ein \“Kühlhaltefach\“ und funktionierte wunderbar. Für mehrere Stunden hatte ich einigermaßen kühles Wasser.
An der Grenze zu Usbekistan traf ich zum ersten mal auf meiner Reise andere Radreisende. Von diesem Tag an reisten wir für längere Zeit zusammen. Campen am Abend wurde nun mehr als nur Zelt aufbauen, Essen zubereiten und Schlafen. Aber Reisen in einer Gruppe heisst auch mehr Rücksicht nehmen.
Mehrere Tage hatten wir Gegenwind. Um genau zu sein, acht lange heiße Tage. Bläst der Wind, ist es keine Erfrischung, im Gegenteil, als würde man einen Haarfön sich gegen halten! Mittags kehrten wir oft irgendwo unterwegs in eine kleines Lokal und stärkten uns durch Schaschlik oder Suppe zusammen mit hausgemachten Brot. Besonders in Usbekistan ist uns die große Anzahl an goldenen Zahnimplantaten aufgefallen. Auch, dass jeder der so eines hatte, bereits über 30 Jahre alt war. Die Landschaften in Turkmenistan und Usbekistan sind von Landwirtschaftlichem Nutzen. Besonders viel Baumwolle und Tabak wird dort angebaut. Bewässert wird meist künstlich oder es werden frühere Wasserkanäle genutzt. Anders wäre es undenkbar in dieser Hitze und trockener Umgebung etwas anzubauen. Für mich selber faszinierend, wie die Menschen unter diesen Umständen überleben. Im Winter weit unter Null und im Sommer über 50 Grad.
Nach paar Tagen kamen wir in Bukhara und Samarqand an. Städte, durch die die Seidenstraße einst ging. Die alten Gebäude, die unter UNESCO-Schutz stehen, beeindruckten mich besonders. Die Bauweise, das Alter und die Farben! Erst recht am Abend, wenn Beleuchtung hinzu kam und die Temperaturen sanken und es angenehm(36 Grad) wurde zum Spazieren.
Mal wieder musste ich mich um paar Visas kümmern. In Taschkent, Hauptstadt von Usbekistan holte ich mir das Tadschikistan Visa. Glücklicherweise dauerte es nur einen Tag. Während ich auf das Visa wartete (morgens beantragt, nachmittags abgeholt) erkundete ich die Stadt auf super Straßen und mit viel Schatten durch die viele Bäume. Noch eine weitere Nacht verbrachte ich in Taschkent und fuhr wieder zurück nach Samarqand. Dort quartierte ich mich in ein Hostel ein und ruhte mich für die anstrengeste Fahrt des gesamten Trips aus. Täglich Eiscreme, Wassermelone, Tee und lecker Essen auf den Märkten. Auch verpasste ich meinem Rad, viel Pflege und Wartung.
Es ging schließlich los. Richtung Tadschikistan. Ein Land voller Berge und Pässe. Bis zur Hauptstadt Duschanbe radelte ich einem anderen Reisenden aus Schweden. Der erste Pass mit 3373m stand bevor. Viel Sand, Schotter, Löcher und Wasser aber kein Teer. Viele Fahrzeuge erschwerten den Anstieg und am Ende des Tages sahen wir aus wie Sandmännchen. So dreckig war ich noch nie in meinem Leben! Ein sehr kühles Bad im Bergbach folgte. Gleich nach dem Pass, glänzen die Straßen von Chinesischen Baufirmen. Man fährt wie auf deutschen Straßen. Sobald man aber von der Hauptstraße abbiegt, Schotter, Sand, Löcher. Einfach gesagt, breite Wanderwege!
Die Landschaft aber, ein Traum! Wie in einem Märchen. Weiße Berggipfel, blaue Seen und Flüße, grüne Wiesen, einsame Häuser, sämtliche Weidetiere und weiterhin Hitze!
Wir beide waren froh endlich in Duschanbe angekommen zu sein, eine gescheite Dusche, frische Kleidung und mal ein anderes Essen als Nudeln.
Dann passierte es, mein Freilauf meiner Gangschaltung machte Knack und von da an musste ich immer treten, denn es drehte sich alles mit. In Duschanbe kein Radgeschäft, keine Ersatzteile, wahrscheinlich nicht mal in ganz Zentralasien. Ohne Widerrede, sicherte mir mein Freund Ingo aus Deutschland volleste Unterstützung und organisierte einen neuen Freilauf sowie den Versand. Ich zählte die Tage der möglichen Ankunft des Teils und mir wurde heiss. ich hatte nur noch drei Wochen Zeit, um das Land zu verlassen. Der Weg aber der härteste der gesamten Reise. Auf über 4000m für 600 Kilometer auf unebenen Straßen. Dan kam die Idee. Meine Familie und Freund Daniel kümmerten sich um die Details und besorgten den Freilauf aus Waffenbrunn. Daniel fuhr früh mprgens zum Flughafen und gab es einem Passagier, der nach Duschanbe flog, mit. Aus genau drei Fliegern, die diese Richtung an diesem Tag flogen, war genau ein Passagier! Glück gehabt! 18 Stunden später hatte ich das neue Teil eingebaut und die Fahrt durch spektakuläre Schluchten, Pässe, Flüsse und Bäche, Pisten und Straßen nach Khorog. Auch war die Fahrt etwas besonderes, weil wir abundzu nur 30 Meter vom Leben in Afghanistan entfernt waren. Es war, als würden wir in der Zukunft radeln und nur wenige Meter weiter Weg, sei die Geschichte im vollen Gange. Frauen verschleiert in Burkas auf Eseln, Männer in langen Gewänden den Esel ziehend und das Entlang eines sehr schmales Pfades für hunderte Kilometer. Die Häuser aus einfachsten Mitteln gebaut aber optimal für die Hitze und den strengen Winter.
Seit Duschanbe fahre ich mit einem Engländer aus London. Ein eingespieltes Team, was natürlich vieles erleichtert. Campen auf wunderschönsten Plätzen. Umringt von Tausendmeter-hohen Bergen. Nachtsüber sehr frischen Temperaturen, sehr netten und gastfreundlichen Menschen. Was will man mehr?? Hier in Khorog bleiben wir für einen Ruhetag und fahren entlang dem \“Pamir-Highway\“. Wir freuen uns bereits sehr, endlich der enormen Hitze zu entfliehen(auch auf 2000m) und die ersten SChneeflocken zu genießen. Auch sind wir neugierig wie sich die Höhe und das Radeln auswirken wird, von den atemberaubenden Landschaften mal abgesehen…