Radreise von Hirtshals(Dänemark) nach Paris

Radreise von Hirtshals(Dänemark) nach Paris

September 28, 2019 0 Von Pio

24.8. – 28.9.2019

Gefühlt ewig hat die Fährenfahrt von Island nach Dänemark gedauert. Da hatte ich mich schon so drauf gefreut. In Japan auf den langen Fahrten ging es auch prima.

Am 22.8. ging es in der Früh von „Seydisfjördur“ in zwei Tagen nach „Hirtshals“ (Dänemark). Die See wollte ganz und gar nicht ruhig bleiben. Das große Schiff fuhr zwar durch die Wellen aber mit einem RAUF und runter. Meinem Gemüt entsprach das ganz und gar nicht.

Gut, sooo schlimm war das jetzt auch nicht, aber eben unangenehm. Nicht mal gusto auf einen Kaffee hatte ich. Auf der Fahrt lernte ich noch drei andere Radfahrer kennen und so verging die Zeit ganz angenehm. Auch konnte ich meinen Island-Bericht tippen und all meine Fotos aussortieren und sichern.

Von „Hirtshals“ war jetzt mein Ziel „Paris“. In gut sommerlichen Temperaturen war ich plötzlich unterwegs. In Island noch knapp am Winter vorbeigeradelt, zeigte sich Dänemark von der schönsten Seite und zwar mit viel Sonnenschein und auch warmen Winden sowie ganz viel Blumenpracht. OH JA, Blumen und Farben hab ich auch vermisst.

Ich genoss es ganztägig in kurzer und leichter Kleidung unterwegs sein zu können. Selbst vor und nach dem Radeln beim Campen! Geil, ich hatte mich soooo gefreut über diese Wärme, dass es schon fast albern war. 🙂

Blühendes Heidekraut. Auf Dänisch „Lück“.

Jedenfalls hatte ich wenig Ahnung wie ich fahren wollte. Ich wusste nur „südlich“. Ganz gelegen kam da der bestens ausgeschilderte Radweg „no.1“. Dieser geht sozusagen „rund“ um die Nordsee. Also auch Deutschland, England, Norwegen, Schweden.

Wenns mir gefiel, folgte ich den Ausschilderungen und wenns mir zu viel Abzweigen war, fuhr ich neben der Landstraße. Egal wo, in Dänemark scheint es ÜBERALL Radwege zu geben. Echt sympathisch.

Sechs Tage fuhr ich durch das Land und am allermeisten begeistert haben mich die sog. „Shelter“. Das sind einfache Holzhüttchen, die irgendwo stehen und für Übernachtungen zur Verfügung stehen. Meistens kostenlos, ausgeschildert, in einer kostenlosen APP verzeichnet, gepflegt, sauber, teils mit Brennholz, Leitungswasser und Mülleimer versehen!!!! ECHT SUUUPER!!

Es gibt mehr als 1000 solcher „Schutzhütten“. Abgesehen von diesen romantisch schönen Übernachtungen, begeisterten mich auch die sehr freundlichen Dänen, die auch ihre Gärten zum kostenlosen Campen öffnen. Auch hierfür gibt es ein Verzeichnis online. Dänemark an sich hat zwar wenig Berge zu bieten aber dennoch eine schöne Landschaft. Abgesehen von all den Felder und Bauernhöfen, diese gibt es auch gefühlt ewig.

Nein, ich meine die Küstenlandschaften und die Wälder. Teils kam ich mir echt vor wie in Westaustralien. Rote Erde, Büsche und Bäume dazu die trockene Hitze. In diesen Abschnitten gefiel es mir besonders.

Ich hatte mir auch schon überlegt einen reinen MTB-Urlaub hier oben zu machen. Das Trail-Netz in den Wäldern ist gigantisch und vor allem bei kaum Höhenmetern. Überlege ich mir bestimmt noch mal…

Und dann kam ich nach Deutschland. 🙂 Hier würde das Emoji von dem Äffchen dazu passen, dass die Hände vor den Augen verschlägt. Ha ha ha. Kaum war ich über der Grenze musste ich erstmal Luft aus den Reifen lassen, da die Radwege in einem Kathastrophalen Zustand waren. Ein Geholpere war das! Phuu! Mit dem freien legalen Campen in der Natur wars dann auch vorbei. Mehr ein Verstecken.

Aber gut, auf das hatte ich mich eingestellt. Alles kein Drama. Trotzdem campierte ich fast immer sehr idyllisch in der Pampa und sogar mit Wasserzugang.

Aber die Radwege…. 😀 Nun ja. Noch vor Island hatte ich mir ein Postpaket mit Sachen zusammengestellt das ich ab jetzt brauchen würde. (Nach „Süderlügum“ hab ich es mir schicken lassen.) Und erst recht für später nach Paris. Ein sog. „Sommerpaket“. Ich tauschte paar Sachen aus und schickte die Island-Sachen komplett zurück in mein „Lager“.

Ich war jetzt viel leichter und kompakter unterwegs. Selbst meine zwei vorderen Taschen konnte ich abschnallen und zurückschicken.

Mit im Gepäck war auch ein neues Innenlager und das viel wichtigere Schaltwerk. Dieses war mir vor paar Tagen noch in Dänemark einfach so kaputt gegangen. Die Feder spannte die Kette nicht mehr. Provisorisch konnte ich mir für 400km zu helfen wissen.

Irgendwann kam ich in Hamburg an. Vom ersten Moment an gefiel mir die Stadt. Wasser hat dort absolute Präsenz. Bei der „Steffi“ konnte ich Übernachten. Aber nicht irgendwo!

Im alten Schleusenhaus etwas abseits von der City. Soooo idyllisch direkt am Wasser! Steffi und ich kannten uns zuvor nicht. Auf Facebook hatte ich in der „Radreisen“-Gruppe angefragt, wer mich zu sich für zwei Nächte aufnehmen könnte. Tataaaa…Wir trafen uns in „St.Pauli“, sie übergab mir den Hausschlüssel und ich radelte los.

Terrasse vom Schleusenhaus

Schön, dass der Weg nicht kurz war. Ich erkundete somit die Stadt und seine Bezirke einfach beim durchradeln und legte mal hier und mal dort einen Abstecher ein.

Am Folgetag cruiste ich durch die Stadt für knapp 50 km!! So toll. Zwanglos.

Weiter radelte ich an die Grenze der Hansestadt. Zu „Karina, Tim und Sam“ in ihr Häuschen im Wald. Auch sie kannte ich nicht persönlich zuvor. „Karina und Tim“ waren vor paar Jahren mit ihren Bamboo-Bikes von Hamburg nach Chengdu (China) geradelt.

Also ziemlich gleiche Strecke wie ich damals. Monatlich stellten sie Kurzvideos online (www.boo2east.de) um ihre Freunde und Familie zu informieren. Ich bin dann irgendwann drauf gestoßen und konnte mit jeder Folge herzhaft lachen und richtig doll meine Reise nacherleben.

Daraufhin kontaktierte ich sie und schickte ihnen meine Grüße. So und jetzt war ich in der Nähe und schrieb ihnen ein weiteres mal. Tim schickte mir deren Adresse und zack, war ich bei ihnen für zwei Nächte. Welch eine wuuuunerschöne Zeit mit sehr sehr sehr lieben und humorvollen Menschen!

Schweren Herzens ging es weiter. Mal auf Landstraßen oder mal auf diesen Raaadwegen 😉 Ich hatte ein Besuchstermin beim Verlag „Reise Know-How„. Seit Jahren kooperieren wir via Email, jetzt war es mal an der Zeit Gesicht zu zeigen.

Hier treffe ich ein liebes Team und besonders „Birgit“, meine Ansprechspartnerin seit Jaaaahren. Einen netten Nachmittag verbringe ich im Haus und werde durch den Alltagsablauf geführt. Höchst interessant wie aus paar Buchstaben ganze Reiseführer und mehr entstehen.

Mich zieht es jetzt ins Sauerland zu meinen Freunden in Herscheid. Vor paar Jahren waren sie Gäste einer der MTB-Touren, die ich in den Alpen guide. Dieses Jahr waren sie Gäste meiner reizvollen Bayerwaldtour. Da lag es jetzt nicht fern, dass ich sie besuchen würde, wenn sie ja eh am „Weg“ liegen.

Die Herscheider Truppe auf der Bayerwaldtour

Seit langem gab es endlich mal ordentliches Bergauf-Fahren! Seit Dänemark eigentlich erst. Sauerland hats echt drauf! Mit Freude strampelte ich bei nur 6km/h die Berge hinauf.

Hannelore, geboren in Polen (Sudetenland)

Unterwegs lerne ich die „Hannelore“ und den „Franz“ kennen. Beide an unterschiedlichen Orten. Beide erfreuen sich erzählen zu dürfen und gehört zu werden. Ich erfahre Interessantes und Witziges aus ihren Leben. Beide finden es traurig, dass heutzutage keiner mehr Zeit hat ihnen Zuzuhören. 🙁

Franz, ehemaliger Hirte.

Ja und dann kam ich im ruhigen Herscheid an. Pünktlich zu einer Firmenfeier meiner Freunde, wo ich gleich eingeladen werde. Pech gehabt… wer lädt einen Radfahrer nach einer Tagesetappe zum Essen ein!?!?

Carsten’s Pizza deluxe. Salat und später hochgenüssliches Dessert von Dani.

Bei „Dani und Carsten“ bleibe ich für drei Nächte. Mein Magen hatte schon vor der Ankunft seltsame Signale von sich gegeben. Nein nein… die Grillerei hatte sich gut angefü(h)llt, fand ich. 😉

Die Sonntags-Ausfahrt mit anderen MTB-Kollegen musste ich somit absagen. Kaum geschlafen in der Nacht wegen ständigem „Gerötel“ im Magen. Ich legte eine Pause ein.

Paolo

Mit angenehmer Magenkur radelte ich dann nur in einem Tag nach Köln zu meinem MTB-Kollegen „Paolo“. Abends gehen wir gleich mal lokal Essen und wählen türkisch. 🙂

Ab hier ging es mit dem Wohlbefinden wieder sehr gut. Nur einen Besuch beim Zahnarzt legte ich noch ein. Anschließend blieb ich im Garten bei Paolo und plante meine Weiterfahrt gen Paris.

So sollte es zuerst entlang des Rhein´s danach der Mosel nach Luxemburg gehen. Über Belgien nach Frankreich. Check! Nächster Tag Abfahrt.

Hier stand ich mit Shui vor 9 Jahren

Bereits vor 9 Jahren bin ich exakt diese gleiche Tour entlang des Rhein´s geradelt. Damals kam ich frisch aus den Vereinigten Staaten über Düsseldorf.

Irgendwie aber erkenne ich nichts wieder. Auch schön…so „erfahre“ ich die Strecke nicht doppelt. 🙂

Abends campiere ich am Rhein und der „Daniel“ aus Hamburg gesellt sich. Auch er ist mit dem Rad unterwegs gen Süden. Wir plaudern noch bisschen und danach legt sich jeder in seine Federn.

Max und Moritz in Koblenz

Über Koblenz fahre ich dann der wuuunderschönen Mosel entlang. Es macht richtig viel Spass den Kurven entlang zu radeln.

Absolut sehenswert dieses Teil Deutschlands hier und sogar auf besten Radwegen! Ohoooo 🙂

Cochem

Bei der Stadt „Cochem“ bin ich richtig verzaubert! Die „Reichsburg“, wie sie da herausragt…imposant!

Bis zu 65° steile Hänge!

Bis nach Luxemburg eigentlich kommt man ständig in Versuchung stehen zu bleiben und zu schauen. Echt sehenswert die Gegend! Besonders die historischen Häuser und steilen Weinhänge.

Luxemburg

Das Wetter spielte tiptop mit. Luxembourg durchflog ich sozusagen. Blieb über nacht bei „Marko“ aus Slowenien. Ihn kontaktierte ich über die Plattform „Warmshowers“. Einen netten Abend verbrachten wir gemeinsam zu Abendessen und im Park verweilen.

Auf Belgien war ich da mehr gespannt. Gleich nach der Grenze überraschte ich mich mit „Belgischen Waffeln“. Mhmmm „Lekker“!

Sehr interessant war die Provinz „Luxemburg“ in Belgien. Eine der „ärmsten“ des Landes. Ich fand großen Reichtum an Natur wieder. Sehr sehr viel grün!

Das Campen in Belgien war eines der Traumcampings Ever! Sooo schöne Plätzchen fand ich vor! Dazu unbedingt die Fotos weiter unten anschauen!

Dinant

Alte Städtchen und besonders die Flussstadt „Dinant“ am Fluss „Maas“ waren interessant anzusehen.

Dem Fluss folgte ich noch bis über die franz. Grenze nach „Charleville-Mezieres“. Ganz besonders freute ich mich da schon auf Frankreich und die guten Käse und Gebäcke. Mhmmm…

Baquette mit Roquefort-Käse

Drei Tage völlig entspannt radelte ich auf dem Top-Radweg. Half „Thierry“ bei seinem Radproblem und ersparte ihm so einen laaaaaangen Fußmarsch.

Thierry wieder mit vollen Reifen

Campierte mal wieder wunderschööön!

Ab „Charleville-Mezieres“ hörte der zusammenhängende Wald der Ardennen auf. Die Gegend zeigte jetzt viele vereinzelte Wälder, Flüsse und Schiffskanäle, in denen es sich gut baden lässt.

Immer wieder überraschte ein Dörfchen mit imposanter Kirche.

Eher ich dann tatsächlich in Paris angekommen bin. PARIS?!?! Wow, ich bin schon da! In der Tat…plötzlich ging es ganz schnell. Wie das Wetter. Es wechselte über Nacht von purem Sonnenschein zu Wolken mit Regen.

Nasser Fahrspass.

Estelle kommt aus Österreich hierher. Laaange schon abgemacht. Ich hatte mich schon sehr auf die gemeinsame Zeit gefreut.

Estelle blickt auf Notre Dame.

Zu Fuß und Boot erkunden wir gemeinsam die schöne aber verdammt riesige Stadt und genießen natürlich auch die Kulinarik. Von Früh bis Spät unterwegs. Völlig ohne Eile, lassen wir uns von der Stimmung treiben. Trotz für mich als Nicht-Stadt-Fan, gibt es sehr viele wunderschöne Reize.

Die Basilika des Heiligen Herzens von Paris, allgemein bekannt als Sacré-Cœur-Basilika

Ein enorm großes Geschenk für mich, jemanden an der Seite zu haben, der die Geschichte, Sprache und Kulinarik kennt.

Etwas wunderbares…Mit müden Beinen, Abends mit einem lieben Menschen in den Straßen von Paris zu verweilen.

Ganz besonders der Eifelturm hatte mich in seinen Bann gezogen.

Aber auch die „Louis Vuitton Fondation“.

(Noch vor Paris besorgte ich mir eine Bikebox in einem Radladen. Diese packte ich klein und schnallte sie an Shui fest.)

Mit dem „RER“ fahren Estelle, Shui und ich zum Flughafen. Dort baue ich die Schachtel zusammen und Shui auseinander. Weiter zum Check In, große Verabschiedung von Estelle (sie fliegt nur wenige Minuten vor mir zurück nach Wien) und ab in den Flieger nach Madagaskar.

Shui geht mit als Freigepäck.

So schließe ich meine West-Europa-Fahrt und der Tacho sagt: 3868km, 218h, 29.862hm (Island inklusive)