Radreise in Madagaskar

Radreise in Madagaskar

November 27, 2019 0 Von Pio

29.9. – 26.11.2019

Angenehmer hätte meine Madagaskar Reise nicht starten können als mit einem super Flug (Air Madagascar). Neben einer absoluten Ruhe des 11-stündigen Fluges gab es auch noch kulinarisch was interessantes: Hühnchen mit Reis und leicht-süßlicher Vanillesauce. Wenn das keine Einladung war 🙂

Abendessen im Flieger.

Leicht verspätet landete der Flieger um 3:30 Uhr Früh in Antananarivo, kurz: Tana. Noch kurz an allen Schleusen warten, stand ich schon bald am Visa-Schalter. Zwei Monate Aufenthalt bitte (45 Euro). Weiter zum letzten Schalter, wo das Visa in den Pass geklebt wurde. Ganzes Prozedere völlig problemlos.

Visa im Pass.

Auch das Gepäck kam unversehrt an. Meine Radbox hatte nicht mal einen Kratzer! Draußen hob ich gleich mal bisschen Geld ab (kostenlos mit Comdirect/DKB) und rollte rüber zum Taxistand. Auch hier verlief alles easy, freundlich und zuvorkommend. Nach mehreren Versuchen die Radbox in zwei verschiedene Autos zu verladen, kam dann letztendlich ein noch größeres Fahrzeug. Ha ha ha. Irgendwie haben die Inder oder Nepali mit sowas keine Probleme. Dort passte nämlich eine noch größere Radbox in ein kleineres Auto. 🙂

Aussicht vom Balkon.

Jedenfalls kam ich flott und sicher in meiner kleinen hübschen Unterkunft an. Es war gegen 6 Uhr als ich mich doch noch ins Bett legte. Später staunte ich nicht schlecht über die Aussicht vom Balkon oder der Terrasse beim Frühstück. An diesem Tag blieb ich fast zur Gänze (bis auf einen Spaziergang zum Wasser kaufen) im Zimmer oder auf der Terrasse und fragte mich immerwieder wo ich denn da gerade war. 🙂 Gestern noch mit Estelle in Paris, jetzt unterhalb des Äquators.

Auf der Terrasse der Unterkunft.

Den Körper kann man leichter transportieren als den Geist. Ich brauchte noch bisschen um anzukommen. Bei sehr sehr gutem (lokalen) Kaffee fällt es mir leichter. 😉

Lecker Essen am Markt in Tana.

Tag drauf marschierte ich mal ins Blaue und ließ mich überraschen. Tana liegt auf knapp 1200-1300m und mit dem stetigen Auf und Ab sammelt man leicht paar Höhenmeter. Ich komme irgendwann an einem Markt heraus und verkoste gleich mal das heimische Essen. Lecker, bunt und reichhaltig, wenn das so bleibt bin ich zufrieden.

Mit Eis kann man mich locken…

Ich muss zugeben, nach Kuba und den mehreren nichts-zu-Essen-Überraschungen hatte ich ein kleines „Trauma“. Diese Sorge blieb noch paar Tage und löste sich mit den vielfältigen Angeboten wie von alleine.

Die grüne Lunge.

Nach drei Nächten in Tana fuhr ich los. Erstmal Richtung Osten zum Nationalpark Andasibe. Eineinhalb Tage fahre ich durch sehr unterschiedliche Landschaften. Als ich plötzlich durch einen Wald rolle, kann ich es nicht glauben. Es duftete für mich wie in Europa.

Trotz ultraharter Familien-Arbeit: Gelassenheit und Lächeln.

Unterwegs wurde mir tausend mal zugewunken und gleich so viel mal ein Lächeln geschenkt. Das braucht Mensch, wenn er in ein neues Land mit neuer Kultur ankommt. Danke! Ich fühlte mich richtig gut, sehr froh hier zu sein. All die Farben, Gerüche, Menschen und die Natur!

Vielfältige Radler-Nahrung.

Auch mit Essen und Übernachtung unterwegs finden war kein Problem, nie in den zwei Monaten. Wildcampen war mir nicht ganz danach. Aus Respekt und Sicherheitsgründen. Campen an sich aber auf ausgezeichneten Stellen habe ich stets vorgezogen.

Camping im Mitsinjo Park.

So zum Beispiel in jedem National Park oder bei manchen Hotelanlagen, die es explizit anbieten. Für mich ein Muss, in solchen Ländern wo es nur wimmelt von lauter Tierchen und Insekten, die Tag wie Nacht ihre Musik spielen.

Giraffenhals Käfer.

Nun ja, ich kam dann in den Andasibe Nationalpark, wobei mich der Park „Mitsinjo“ nebenan intensiver beeindruckt hatte. Auch von den Guides her, die meiner Meinung nach die Flora und Fauna mit einem teilen wollten, statt nur zu zeigen. Was es alles dort zu bestaunen gab!!!! Unglaublich, atemberaubend und nicht in Worte fassend. Deshalb unbedingt die Fotos dazu ansehen!

Geniale Tarnung.

Ich blieb einen Tag länger und ließ mich weiterhin von den „Indri Indri“ (größter Lemur)-Rufen mehrmals in deren Welt beamen. Dazu musste ich nicht mal mein Zelt verlassen.

Indri Indri Ruf.

Mit einem „Taxi-Brousse“ (zu meist ein Mercedes Sprinter) ging es für eine Nacht zurück nach Tana, von wo ich dann Richtung Süden weiterradeln wollte. Was mir sehr gut gefällt: neben der lauten Fahrzeuge an sich, wird wenig gehupt und die Blinker werden korrekt eingesetzt. Es gibt zwar flotte Überholmanöver, die aber sind weit weniger riskant als in Asien, finde ich. Top!

Taxi Brousse.

Am nächsten Tag also, fuhr ich dann schließlich in Richtung Antsirabe. Mal wieder durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Eigentlich komplett anders als die Tage zuvor. Große Ziegelhäuser, viele Dörfer, viel Leben, vieles unterschiedliches wird angebaut: Reis, Kartoffeln, Mais, Karotten, Paprika, Maniok, etc…

Mehrstöckiges Haus.

Nach zwei Tagen erreiche ich Antsirabe, die Stadt wo auch das supergute Bier „THB – Three Horse Beer“ gebraut und abgefüllt wird. Selbstverständlich gab es einiges unterwegs zum Erleben und Staunen, dies habe ich versucht mittels Fotos zu dokumentieren. Was auch noch wert ist zu erwähnen sind all die „Salut Vazaha“ (Hallo Weißer)-Rufe, die sich wie ein Buschfeuer durch ein Dorf verbreiten. Neben dieser zum Teil anstrengenden Freude, gab es auch zu sehen wie Menschen große Steine zu immer kleineren hämmerten, echt krass! Auch bemitleidend: all die Tiere, zu meist Zebu-Kühe, die ausgepeitscht oder geschlagen werden, um die Idee des Menschen umzusetzen. Jedes Tierchen in den Händen der Menschen tat mir leid.

Farbenspiel.

In Antisarbe blieb ich vorerst für eine Nacht und fuhr von hier aus weiter Richtung Westen. Ein völlig neues Madagaskar entpuppt sich Kilometer um Kilometer. Wo es sich anfangs noch saftig grün und voller Felder zeigte, folgte bald die Hitze und somit Dürre. Bis auf vereinzelte Oasen und durch angelegte Kanäle, die mit der grünen Farbe herausstrahlen, ist alles trocken-goldig-gelb. Auch schön und sehenswert, wäre da nicht die brutale Hitze, wenn der Fahrtwind mal ausbleibt, weil es knackig bergauf geht.

Gen goldigen Westen.

Mega-lange Anstiege gibt es so gut wie gar nicht auf dem Teil der Insel wo ich geradelt bin. Und wenns mal bergauf geht, dann natürlich wenn die Wolke grad nicht da ist und es brutal runterbrennt oder eine Kolonne Fahrzeuge ooohne jegliche Filter einen überholt. 🙂 Ja, die Abgase sind hier noch richtig Dunkel-Schwarz und stehen in der Luft.

Oase.

Bevor ich Miandrivazo erreiche, dem wohl heißesten Ort in Madagaskar, übernachte ich noch auf halber Strecke in Mandoto. Der Unterkunftbetreiber, der ursprünglich aus Mauritius stammt, schwärmt mir den ganzen Abend von „seiner“ Insel vor. So lange, bis er mich hat und ich es mir in den Kopf gesetzt habe, darüber mal nachzudenken und sobald ich wieder Internet hätte, mal zu recherchieren. 🙂

Spassgrenze.

Tag später, in Miandrivazo, knallt die Sonne so stark auf die Erde, dass mein Tacho im Schatten 36 Grad anzeigt! Die knapp 120 Kilometer mit über 1500 Höhenmetern schaffe ich nur, weil ich bereits um 5 Uhr starte.

Bereits vor 12 Uhr beziehe ich mein Zimmer mit Ventilator. Ich dusche (es gibt eh nur warmes Wasser) und ohne mich abzutrocknen, stelle ich mich vor den Ventilator. Ab jetzt keine unnötigen Bewegungen bis 18 Uhr, bis sich die liebe Sonne der anderen Weltseite widmet. Auch im Zimmer messe ich 36 Grad!! 😀

Danach organsiere ich mir einen Bootsman für eine zweitägige Flussfahrt auf dem Tsiribihina Fluss. Überraschender Weise klappt alles einfacher als gedacht und wir starten am nächsten Tag in der Früh.

Transfer zum Tsiribihina Fluss.

Erst knapp 30 Km mit einem Auto und schließlich werden Shui und mein Gepäck auf ein „Piroqu“ (Einbaum) befestigt. Als nächstes darf ich hinein. Wirkte viel stabiler als ich von außen gedacht hatte. Es folgen der Bootsmann und mein Guide/Koch. Ha ha ha. Das war nicht meine Idee, sondern deren Angebot. Okay, why not. 🙂

Alles im Boot.

Gleich von Anfang an bin ich begeistert und sehr entspannt. Diese Ruhe (außer man wird von nur gering schnelleren Motorbooten überholt) und reiche Fülle an Vögeln, die zu beobachten sind, wirkt für mich meditativ. Manchmal nicke ich sogar für einen Moment ein. 🙂

Nur Wasserplätschern und Donnern zu hören.

Für paar Stunden des Tages benötige ich einen Schirm (ausgerechnet einen Pinken haben sie mir gegeben), ansonsten gehts ganz gut mit der Hitze. Immerwieder kühle ich mich mit dem Wasser ab. Ooh, es gibt Krokodile im Fluss, erwähnt der Guide ganz so nebenbei. 🙂

Die Prinzessin im Boot. 😀

Die Zeit vergeht seltsamerweise recht flott dahin. Obwohl ich nur dasitze von Früh bis spät Nachmittag, ist es überhaupt nicht langweilig. So vieles passiert rundherum. Wie ein kleiner Junge, so komme ich mir vor, für den alles neu ist.

Küche im Boot.

Unterwegs kaufen wir frischen Fisch, Garnelen oder Krabben, die soeben gefangen worden sind. Gemüse und Reis haben wir mit im Gepäck. Mittag wird bereits im (Holz-)Boot gekocht. Ja, mit Feuer und Kohlen. 🙂

Krabben gibts zu Mittag.

Abendessen wird im Boot vorgekocht und irgendwo am Sandufer, wo wir campieren, zu Ende vorbereitet. Am ersten Abend gibt es als Dessert sogar Schokobananen und am zweiten leckerschmecker Madagaskar-Punsch, den der Koch zusammengemantscht hat.

Camping Idylle.

Als ich dann „Bob Marley“-Musik einspiele, sagt Donna (mein Guide und Koch) mit einem breiten Grinser „Oooooh, Bobby!“. Da wusste ich gleich, dass sie „verbrüdert“ sind und er jede Zeile auswendig kann. War auch so. 🙂

Frühstück.

Zwei geniale Tage am Fluss voller Erlebnisse. Ganz besonders ist mir der Tabakpflanzen-Duft in der Nase geblieben, die in der Gegend des zweiten Tages angebaut werden. Sowie auch der Ausblick in die Ferne auf die vielen Baobab-Bäume. Von den unzähligen Vögeln und Menschen an den Ufern ganz zu schweigen. Von den besagten Krokodilen hab ich nur einmal kurz den Schwanz eines Exemplars gesehen.

Während der Fahrt habe ich auch mitgeteilt bekommen, dass es nicht ratsam wäre, die restliche geplante Strecke (ca.40km) nach „Belo sur Tsiribihina“ mit dem Rad zu fahren. Zu abgelegen sei die Gegend, somit nicht gaaanz so sicher.

Zu meinem Glück, treffe ich gleichgesinnte aus Dänemark, die ebenfalls auf dem Fluss dahinpaddeln. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass sie ebenfalls dorthin möchten und mich mitnehmen könnten. Sie werden vom Endplatz der Bootsfahrt von ihrem Jeep-Fahrer abgeholt. Perfekt!

So fahre ich mit ihnen nicht nur nach Belo sondern auch weiter bis zum Tsingy-Nationalpark. Wie es so in Madagaskar ist, passiert wieder so einiges unterwegs.

Erstmal einen Blick in den Radkasten werfen.

Der Jeep verliert während der Fahrt eine Schraube und die Radaufhängung steht plötzlich schief. Irgendwoher, wo die gleiche Schraube nicht benötigt wird, schrauben wir sie heraus und an der wichtigeren Stelle hinein. Was ich hier in wenigen Worten beschreibe war ein enormes Unterfangen bei null Schatten und Temperaturen in der Sonne über 50 Grad, wohlbemerkt.

Es fehlte an allem. Nicht nur an der Schraube. Kein Werkzeug, miserabler Wagenheber und keine Sicherheit in dieser angeblich unsicheren Gegend. Letztendlich klappte es. Mittels großen Steinen, Werkzeug aus dem nächsten Dorf, einer Schraube irgendwo herausgedreht und viel Mukkis.

Dann, war es uns auch wichtig geworden um 14 Uhr an einem bestimmten Ort zu sein, um eine 100km-Passage in einem vom Militär gesicherten Konvoi mitzufahren. Durch unsere Panne erreichen wir etwas verspätet den Abfahrtspunkt und die Kolonne ist bereits losgefahren.

Zwischendurch müssen wir über zwei Flüsse.

Der Jeepfahrer sprang regelrecht über alle Schlaglöcher und Bodenwellen um die Gruppe noch einzuholen, was ihm auch gelang. Jedenfalls, man hätte auch ohne die Sicherung fahren können. Oder eben 24h warten.

Auf Hälfte der Strecke, wo sich alle Jeeps sammelten, hatte mein Körper plötzlich wie aus dem nichts, einen Blackout. Echt, von einer Sekunde auf die andere, hatte ich das Bedürfnis einer Toilette (= Busch, Durchfall) zusätzlich gefühltes Fieber und einen Schweißausbruch. Im Auto sitzend, klatschnass wusste ich echt nicht was los war. Alle möglichen Diagnosen schwirren mir durch den Kopf. Erst recht in einem Land, in dem es alle möglichen Krankheiten gibt: Malaria, Dengue, Pest,… Ich versuche dennoch klaren Kopf zu behalten und denke scharf nach was ich zumindest in den letzten Stunden oder 24h zu mir genommen hatte, oder eben auch nicht oder zu wenig wie zB. Elektrolyte. Ich lasse Nanny meine Trinkflasche mit Salz anreichern (mache ich immer wenn ich viel schwitze) und nehme ein Bonbon zu mir. Währenddessen ich Schluck für Schluck trinke, fragen sie in der Jeep-Gemeinde nach einem Arzt, ohne Erfolg.

Nach knapp 8 Minuten sind alle Symptome weg. Meine zwei lieben dänischen Freunde, Nanny und Hendrik, leisteten herzliche Hilfe auch mittels Medikamenten.

Skorpion vor dem Bungalow.

Es blieb auch bei diesem 8 Minuten Akt für die restliche Fahrt und Wochen, ich fühlte mich als wäre nichts geschehen.

Früh Abends kamen wir dann gut durchgeschüttelt in „Bekopaka“ an. Einer von zwei Ausgangspunkten für die Erkundung des „Tsingy de Bemaraha Nationalpark“. Ich blieb für drei Nächte in einem sehr netten abgeschiedenen Bungalow mit vielen interessanten kleinen Tierchen rundherum, von wo ich am ersten Tag die „kleinen Tsingyˋs“ und am zweiten Tag die „großen Tsingyˋs“ erkundete.

Große Tsingy’s.

Für die „großen“ braucht man einen Jeep und Fahrer, ich schließe mich einer 2er Gruppe an, die ich am Vorabend anspreche. Was für eine bizarre Landschaft in den beiden Parks. „Tsingy“ heißt in malagasy „auf Zehenspitzen“. Sieht man erstmal diese Kalkstein-Formation, versteht und spürt es selbst. Spitzig scharfe Kanten, auf denen man dahin balanciert.

Ein Blick nach oben in den großen Tsingy’s.

Auch die Schluchten, Tunnels, Höhlen, Pflanzen und ganz besonders all die Tiere, die es zu erleben gibt, hauen mich um. Mir gefällt es total, trotz der brutalen Hitze! Auch hier, unbedingt die Fotos anschauen. 🙂

Auto Fähre.

Für die Rückfahrt, auch da bin ich abhängig vom Jeep-Transport, spreche ich ein liebes deutsches Pärchen an, Silvina und Björn, ob sie mich ein Stück mitnehmen würden. Nach kurzer Absprache mit ihrem Fahrer, steht die Sache und wir treffen uns am nächsten Morgen zur Abfahrt.

Silvina und Björn auf der Fähre.

Shui wieder aufs Dach und los geht die Fahrt Richtung Morondava. Wir haben uns sehr viel zu erzählen und so vergehen die rumpelhaften Kilometer auf der staubigen Piste recht flott. Zwischendurch nehmen wir wieder die zwei Fähren in Anspruch.

Mal schnell die Piste queren und hallo sagen.

Beim Abzweiger im Nirgendwo zum „Kirindy Nationalpark“ steige ich aus. Angeblich kann man in diesem Park sehr viele Vögel sehen und den „Fossa“, ein Raubtier, auf dessen Speiseplan unter anderem die Lemuren stehen.

Kaum bin ich im Park angekommen, quert vor mir eine knapp 1,5 Meter lange Schlange die Sandpiste. Boah, ich bin überrascht. Von weiten dachte ich, es wäre ein langer Ast. Sobald ich an der Rezeption angekommen bin, schwirrten auch schon die ersten bunten Vögel in allen Größen umher.

Roter Paradies Fliegenfänger.

Wo bin ich denn da hingekommen?!, fragte ich mich. Nach dem Anmeldeprozedere quartierte ich mich im Mehrbettzimmer ein. Freie Bettenwahl, ich nächtige alleine in dem großen Raum. Gleich danach bin ich wieder hinaus: Vogelbeobachtung deluxe! Es gab sooo viele zu beobachten, direkt vor der Tür.

Fork brown lemur.

Am frühen Abend ging ich mit einem Guide durch den Trockenwald spazieren, so einiges bekam ich wieder zu sehen. Früh morgens dann doch tatsächlich den „Fossa“. Später, auf der Tageswanderung, weitere Tiere und Insekten. Ich bin so sehr an dieser zauberhaften Tierwelt interessiert. Seit Australien liegt wohl ein Zauber über mir. 🙂

Super Sandpiste.

Nach der Wanderung, fuhr ich los in Richtung Morondava. Eine ordentliche Distanz galt es auf einer Sandpiste zu fahren bzw. dahin zu balancieren. Ich lasse ordentlich Luft ab und bin überrascht wie gut es vorwärts geht, trotz soooo viel Sand. Gegen Ende der Piste, durchfahre ich die „Allee der Baobab“. Genau dort hab ich einen Platten, kein Wunder auch, bei so wenig Reifendruck. 😀

Radrikscha auf der Allee der Baobabs.

Recht fix geflickt, bewundere ich für eine Zeit die Bäume aus der Nähe und rolle schließlich weiter. Wieder auf Asphalt und gut fünf Bar in den Reifen, ist es nur mehr ein klacks bis in die Stadt. Gleich aufs erste Gefühl, gefällt es mir hier. Zusätzlich finde ich eine super Bleibe direkt am Meer.

Blick auf den Horizont.

Wegen der unmittelbaren Nähe zum tobenden Wasser, ist es zwar nicht leise dafür aber geht ein stetiger kühlender Wind ins Zimmer. Perfekt! Ich bleibe gleich mal für drei Nächte, genieße sehr gutes Essen (für mich das beste der zwei Monate), einen Frisör, die Sonnenuntergänge, Kokosnüsse und fahre schließlich mit dem „Taxi Brousse“ zurück in die Berge nach Antsirabe.

Am Weg zurück nach Antsirabe.

Wir starten bereits um 3 Uhr Früh und erreichen das Ziel nach gut 10 Stunden. Es verging viel angenehmer und schneller als es jetzt klingen mag. In Antsirabe auf knapp 1500m ist es gleich sooo viel angenehmer von der Temperatur, trotz Mittagszeit.

Ideal, mitten in der Stadt, aber doch grün und leise.

In einer sehr grünen Bungalow-Anlage (Greenpark) stelle ich mein Zelt auf, mitten in der Stadt. Genial, dass sie sowas anbieten. Von hieraus starte ich meine lange Fahrt Richtung Südwesten nach Toliara. Tag für Tag geht es weiter.

Kurzer Stop zur Stärkung.

Jeden Tag gibt es doch tatsächlich andere Landschaften zu sehen. Auch bei den Menschen sieht man Veränderungen. So haben die Menschen weit oben in den Bergen auch leichte asiatische Züge in den Augen und zumeist glattes oder lockiges Haar und in anderen Regionen, rund um die Berge, rundlichere Augen und mehr die Afro-Haarstruktur. Echt interessant und als ich die Geschichte nachlese, erfahre ich, dass angeblich die ersten Bewohner aus Malaysia/Indonesien stammen und in die Berge zogen, wobei an den Küsten sich die ostafrikanisch-stämmigen ansiedelten.

Ein beeindruckender Falter.

Zweieinhalb Tage später erreiche ich den „Ranomafana Nationalpark“. Selbstverständlich übernachte ich am Platz für Zelte. Ganz easy, günstig und sehr nah zur Natur. Ich verabrede mich noch für den späten Nachmittag mit einem Guide, eine Tour zu gehen. Eddy, hat gute Augen, Ohren und eine verdammt gute Vogelstimmen-Nachahmung-Gabe. Er deutet auf so einiges hübsches an Lebewesen zwischen den Blättern. Unglaublich! Als es anfängt zu Dämmern, pfeift er teilweise die Musik der Vögel, die er mir zeigen möchte. Nach nur kurzer Zeit, haben wir die Hübschen vor uns. Unglaublich, echt! Sie antworteten ihm und so wusste er, wo sie waren.

Eddy auf der Pirsch.

Zwischenzeitlich bekam ich auch so richtige krasse Tierchen zu sehen, wie zb. den Blattschwanz-Gecko. Uuuuuunglaublich gut getarnt! Nie im Leben hätte ich den gesehen. Eddy schon 🙂

Weinanbau.

Weiter radelte ich zuerst ein Stück zurück und weiter dann nach Fianarantsoa und Tag später vorbei an mehreren Weinanbaugebieten nach Ambalvao. Dort fuhr ich zuerst in das „Andringitra Nationalpark“-Büro und erkundigte mich zwecks einer Wanderung zum 2.höchsten Berg aber höchsten besteigbaren Gipfel mit 2658 Metern, „Imarivolanitra“ (Übersetzt: „Weg zum Himmel“). Unbenannt von „Pic Bobby“. Die Engländer benannten den Gipfel nach dem Erstbesteiger: ein Hund namens „Bobby“.

Am Weg zum Andringitra National park: Brückeninspektion.

In einem guten Englisch erklärt mir die Frau Direktor all die Möglichkeiten und lädt mich auch dazu ein, mit ihnen morgen die knapp 50 Kilometer Piste mitzufahren (Ausgangspunkt für die Wanderung). Okay, bin dabei! Um 6 Uhr nächsten Morgens fahren wir ab. In der Tat, eine ordentliche Piste ist das, selbst die Brücken sind abenteuerlich. Es fehlen nämlich teilweise Bretter. Um überhaupt mit dem Jeep rüberfahren zu können, nehmen wir die einzigen Bretter die herum liegen und platzieren sie so, dass der Jeep zumindest ein Stück vor kann und wir die hinteren (überfahrenen) Bretter wieder nach vorne legen. Geschafft!

Morgenluft.

Ca. vier Stunden später erreichen wir das Ticket-Büro. Ich packe meinen Rucksack, stelle Shui ab, kaufe das Ticket, bekomme Guide „Justin“ zugeteilt und los gehts. Wir marschieren 14 km, legen einen Stop an einem flachen Wasserfall zum Baden und Rasten ein und erreichen schließlich das Basislager auf 2082m, wo ich mein Zelt aufstelle. Die Landschaft ist soooo viel anders als sonst wo bisher auf der Insel. Gefällt mir richtig gut und dann noch die hohen Berge, Insekten, Chamäleons und Vögel!! Der Himmel in der Nacht so klar, die Luft schön kühl, herrlich zum Schlafen.

Ganz oben angekommen. Justin und ich.

Bei Sonnenaufgang marschieren wir mit kaum Gepäck los Richtung Gipfel. Ich habe es lieber den Weg und alles Interessante bei Tageslicht zu sehen als mit Lampe. Eine tolle Wanderung, der Gipfel und Aussicht an sich waren jetzt nicht spektakulär aber die Natur und all die Vögel, die noch so weit oben leben, haben mich begeistert.

Wieder unten bei Shui, legte ich den Nachmittag zur Erholung ein. Ja, gehen sind meine Beine nicht so gewohnt. 🙂 Hinter dem Ticket-Büro durfte ich mein Zelt aufschlagen. Mir wurde auch gesagt, dass es sicher sei und es später auch eine Security geben wird. Ja, die kam auch. Ein starkbetrunkener Mann. Ha ha ha. Der eher lästig war als dass er mir ein Sicherheitsgefühl schenken sollte.

Aussicht aus meinem Zelt beim Ticket-Büro.

Positives Denken! Ich freute mich nur mehr auf die Piste am nächsten Tag. Richtig richtig toll! So toll, dass ich mal zu nah dem Rand gekommen bin und mir dabei mein geliebtes weißes Shirt aufgerissen habe. Es gab eben nur diese Spur in diesem flotten Moment… 🙂

Eine weitere spannende „Brücke“.

Wieder in Ambalvao stoppte ich nur kurz und stärkte mich eher es weiter ging zum „Anja Reserve“, paar Kilometer weiter gen Süden. Dort kann man ziemlich einfach die „Katta“-Lemuren beobachten. Ich übernachtete auch gleich in der Anlage und startete bereits um 5 Uhr nach Ihosy. Also kurz vor Sonnenaufgang. Welch eine Stimmung und Landschaft, wow!

Katta Lemuren im „Anja Reserve“.

Ab hier wird es wieder trockener. Auch weniger Dörfer am Weg (=weniger Wasser unterwegs=Mehr Wasser mitnehmen). Dafür mehr riesige Felsen, fast schon Berge, die in der Landschaft herausragen. Dennoch, Schatten gibt es eigentlich nie. Wie auch die ganzen zwei Monate lang nicht auf der Straße.

Absolute Spassgrenze erreicht. Und bald drauf gibt der Tacho auf. 🙁

Von Ihosy kommt der erste lange Anstieg überhaupt. Knapp 400 Höhenmeter am Stück. Mal wieder vor Sonnenaufgang starte ich um nicht in die Hitze ab 11 Uhr zu kommen. Da es am Vorabend ordentlich geregnet hat, dampfelt es schön am Morgen = höchere Luftfeuchte = ich schwitze Tropfenweise den Berg hoch. Kaum bin ich oben ist die restliche Fahrt nach Ranohira genügsam.

Mein Zuhause für zwei Nächte mit Security.

Dort quartiere ich mich für zwei Nächte ein und darf mein Zelt im Garten einer Bungalow-Anlage aufstellen. Von hier aus starte ich zusammen mit einem Pärchen aus Madrid und unserem supertollen Guide, die Tageswanderung im „Isalo Nationalpark“. Wir drei sind sehr begeistert was wir alles zu sehen bekommen! Tiere, medizinische Pflanzen, geschichtliche Felsen, Traditionen des „Bara“-Stammes und Wasserfälle!

Einer von vier Wasserfällen im „Isalo NP“.

Unser Guide ist echt spitze. Jeden Meter genießen wir entweder beim Gehen, Zuhören, Schwimmen oder Tiere beobachten. Dieser Park gehört zu meinen TOPˋs! 🙂

Kleiner Snack plus Kaffee in einer Küche.

Auf der Etappe von Ranohira nach Sakaraha (ca.109km) sind besonders die ersten Kilometer landschaftlich sehr beeindruckend. Man bewegt sich entlang des Nationalparks. Später durchquert man Dörfer mit fast nur „Saphir-Edelstein“-Büros. Seltsame Stimmung. Tag später erreiche ich dann das Meer bei Toliara. Da ich mir vorgenomme hatte, hier wieder „Urlaub“ zu machen, radl ich am nächsten Tag noch 30km weiter gen Norden nach Mangily. Was vor paar Jahren noch eine Sandpiste war, ist jetzt eine fein ausgebaute Straße.

Ausblickreiche Fahrt.

Ich quartiere mich in einer sehr ruhigen und hübschen Bungalow Anlage ein. Paar hundert Meter weg vom Strand dafür aber viele Pflanzen und Vögel im Garten. Ich bleibe für vier Nächte und verbringe die Tage entweder mit Mangos essen auf der Terrasse, im Garten sitzen, meine defekte Vorderbremse mittels Kabelbinder „richten“ (Spannfeder abgebrochen) oder ein wenig am Strand gehen. Leider findet man direkt am Strand so gut wie keine Ruhe vor lauter Verkäufern oder Massage-Damen. Dennoch, ich habe eine feine Zeit.

Urlaub am Strand.

Wieder in Toliara, nehme ich am nächsten Tag wieder ein Taxi-Brousse und fahre zurück in die Berge nach Fianarantsoa. Diesmal war ich Fahrt etwas langwieriger aufgrund von mehreren Reifenpannen.

Ein „Karenjy“.

Von hier aus habe ich vor an die Ostküste nach Manakara zu radeln. Vorerst besuche ich noch die einzige Autofabrik in Madagaskar: „Karenjy“. Es dauert 3 Monate zur Fertigstellung eines Fahrzeuges, die etwas eckig aussehen aber wohl ihren Zweck erfüllen. 61 Männer sind damit beschäftigt. Die Karosserie ist aus dem gleichen Material gefertigt wie ein Boot: Faserverbundkunststoff (GFK). Und den Motor haben sie von Renault-Citroen. Wirklich interessant! Es gibt sogar die 4×4 Variante!

Ab jetzt wirds tropisch.

Anschließend geht es nach Ranomafana. Diesmal lasse ich den Nationalpark aus und stoppe in dem gleichnamigen Dorf für die Nacht. Gefällt mir sehr hier die Regenwald Gegend: alles grün, nicht zu warm und noch nicht so schwül wegen der Höhe.

Litchis zum Selberpflücken.

Das änderte sich dann ab nächsten Tag, als ich tiefer fahre. Es wird zunehmend wärmer und schwüler. Was da alles an Früchten wächst! Wow! Überhand nehmen zu dieser Zeit die Litchis. Wie wir es bei den Kirschbäumen kennen, sehen hier die Bäume mit den Litchi-Früchten aus: überall kleine rote Kügelchen. Ich pflücke mir hier und da welche und vernasche sie während der Fahrt.

Nach einer dunklen Nacht folgt ein heller Tag.

Eher ich Manakara erreiche lege ich eine Nacht in Irondro ein. Ganz ein kleiner Ort, wo fast ein jeder das gleiche verkauft wie der andere. Wieder mal starte ich vor dem Sonnenaufgang und lasse mich auf ein Neues von der Sonne berieseln. Richtig tolle Stimmung. Auch später, die ganze Fahrt über zeigt sich Madagaskar wieder von einer neuen hübschen Seite. Viele kleine Hügel, die man rauf und runter fährt. Ist man einmal oben, hat man einen wunderbaren Ausblick.

Vanille.

In Manakara angekommen, suche ich mir eine tolle Bleibe für drei Nächte. Auch hier möchte ich bisschen Urlaub machen und unbedingt eine Plantage besuchen, die Vanille anbauen. Erst am letzten Tag gelingt es mir, die richtige Person zu finden: Frank. Er zeigt mir gerne seine riesige Anlage wo allerlei wächst. Neben Vanille auch Ylang-Ylang, Nelken, Pfeffer, Litchis (die besten die ich je gegessen habe) und dann so „Standard“-Gschichtln wie Bananen, Ananas und Mangos. Selbst ihm schmecken die Litchis besonders gut und so lädt er mich dazu ein, sich so viele zu pflücken wie ich tragen kann. 🙂

Lecker Kokos von der netten Dame.

Auch Strand-Idylle hat die kleine Küstenstadt zu bieten. Jeden Tag verbrachte ich dort paar Stunden mit in die See schauen und Kokosnüsse zu genießen.

Bei einem Stop, bieten Verkäuferinnen ihre Ware an.

Ein letztes Mal auf dieser Reise ging es mit einem Taxi-Brousse zurück in die Berge. Diesmal nach Ambositra. Eine gefühlt eeewige Fahrt von 11h. Viele Pannen und Stopps. Letztendlich auch noch lange Wartezeiten, um in einem abgesicherten Konvoi mitzufahren. Erst gegen Mitternacht kommen wir an.

Wenn es anfängt zu regnen.

Hier bleibe ich gleich für zwei Nächte, denn auf dem Hinweg hatte ich mir die zum Teil sehenswerte Stadt nicht angeschaut. Jetzt hatte ich gut Zeit und marschierte mal wieder ins Blaue los. Die Stadt der Holzschnitzer, wie sie auch genannt wird. Spontan entscheide ich einen Herren an meinen Haaren „schnitzen“ zu lassen und tataaa, kürzerer Bart und kürzere Haare. Ich bin zufrieden. Erst später erkenne ich paar mögliche Verbesserungen. Aber hey, egal, die wachsen wieder und dann wirds anders. Hab ja eh zumeist einen Helm auf. 🙂

Reisfelder.

Auf meinem Plan stand jetzt nach Antsirabe zu radeln. Dort war ich ja bereits zwei Mal auf dem Hinweg. Die kommende Strecke fand ich landschaftlich am Schönsten und wollte diese auch „rückwärts“ genießen. Unterwegs sieht man wieder so einiges, wie eigentlich tagtäglich auf der Insel.

Lastenräder.

Frauen waschen Kleidung an den Flüssen oder in den Reisfeldern. Männer hingegen die Autos/Fahrräder/Rickschas. Kinder spielen zum Teil mit selbstgebauten Spielzeug aus zB. Holzstecker, Nagel und zwei Kapseln oder Fußball mit einem „Ball“ aus zusammengeknüllten Pladtiksäckchen und diese fest zugeschnürt. Links und rechts lodern die aufgetürmten Ziegelbauwerke zum Ausbrennen und wo einst Bäume standen brennen jetzt kleine Kohlenmeiler um die Kohle zu verkaufen oder selber zu nützen.

Ein ganzes Radteam unterwegs in die Hauptstadt.

Hunderte Radfahrer mit oder ohne Zuladung. Paar von denen lieben es mich zu „jagen“. Manchmal geh ich drauf ein, lasse sie aber überholen um selber zum „Jäger“ zu werden. Macht Spaß. 🙂

Getriebe Reparatur oder so…

Liegengebliebene Autos/LKWs und deren Motoren oder Achsen zerlegt und am Boden verteilt zum Reparieren. Langweilig wird es wirklich nicht auf den Straßen hier.

In Antsirabe stelle ich mein Zelt wieder mitten in der Stadt in der „Greenpark“-Anlage auf. Perfektes Klima hier oben auf knapp 1500m.

Fahrrad aus Eukalyptus-Holz.

Für gleich fünf Nächte bleibe ich da. Besuche unter anderem einen Herrn, der Fahrräder aus Eukalyptus-Holz baut, eine Familie die aus recycelten Materialen Souvenire herstellt und ein Restaurant mit Live-Musik an einem Sonntag.

Allerlei aus Weißblech.

Dazwischen erkunde ich an einem Tag die nähere Umgebung oder den Garten der Anlage. Sooo viele Blumen, die sich sogar abwechseln, wann sie „geöffnet“ haben.

Die hat soooooo gut gerochen.

So zum Beispiel die Blüte eines riesigen Kaktus, die nur Nachts ihre Schönheit zeigt, wiederum viele andere „normale“ Pflanzen die besonders vor dem Nachmittag ihre gesamte Pracht darstellen. W u n d e r s c h ö n und diese Düfte!!

Gerodet für Holzkohle.

Als letztes Schmankerl habe ich mir die Westseite der Hauptstadt-Region ausgesucht. Von Antsirabe gehts als erste Etappe nach Faratsiho. Ordentlich Höhenmeter sammele ich an diesem Tag. Es geht auf guter Piste bis auf 2080m hinauf. Neben viel Wald gibt es leider auch gleich viel Gerodetes. Immerwieder ziehen ausgepeitschte Zebus aufgefüllte Karren mit Holzkohle und/oder es raucht wo raus und riecht nach Kohlenmeiler. In meinen Augen eine Tragödie, wie sich die Insel mit jedem gefällten Baum selbst zerstört. Angeblich sind auch nur mehr drei Prozent vom Urwald übrig. Also der Wald, der vor dem Menschen „Bewohner“ war. Es finden zwar „Reforestations“ statt, aber sobald die Stämme einen profitablen Durchmesser haben, zack!

Holzkohle-Sammelplatz.

Kilometer um Kilometer, die Landschaft verändert sich. Aus Wald werden Plantagen. Enorme Anbaugebiete. Dies verleiht der hügeligen Landschaft viele Farben und der Bevölkerung seeeehr viel Nahrung. Ich bin gut müde nach den vielen Höhenmetern.

Unters Dach oder schnell weg.

Der erste Stop für mich in der Stadt ist an einem Laden. Gleich vier lokale Joghurts verputze ich und anschließend grüne (sehr süß) Bananen. Anschließend finde ich eine angenehme Bleibe mit Balkon und beobachte das nasse Treiben des Gewitters, dass ich seit geraumer Zeit im Rücken hatte.

Schön lange bergab um schön lange bergauf zu fahren.

Nach einer guten kalten Nacht (Faratsiho liegt auf 1850m) gehts den gesamten Tag lang wie auf einer Achterbahn: rauf und runter! Die Landschaft wuuuunderschön romantisch und sogar ein längerer Pass steht an als Überraschung. An einer Stelle kann man sogar schon den riiiiesigen „Itasy See“ sehen.

Leckerschmecker Wassermelonen.

In Ampefy bleibe ich für zwei Nächte. Einfach so. Kleine Stadt, gutes Essen und meine seeehr lokale wenn nicht schon alteingesessene Unterkunft hat im Innenhof einen Blumengarten. Neben den vielen anderen Früchten gibt es hier ganz was neues: Wassermelonen und Pfirsische. Wow, und wieder überrascht Madagaskar. Der reiche Vulkanboden in dieser Gegend beschert so einiges an Nahrung. Auch Litchis wachsen hier wie Unkraut trotz über 1000m Höhe!

Mal anders.

Nur mehr drei Radtage bis nach Antananarivo. Einmal übernachte ich sehr fein in Miarinarivo und das zweite mal in einer Bungalow-Anlage mit Karaokebar und Swimmingpool. Wer hat bloß die Karaokeanlagen erfunden?

Es ist ein Sonntag, das heisst viele Städter kommen hierher zum Feiern, Schwimmen, Picknicken, etc.. Sehr interessant zu beobachten ist: dass hier plötzlich viele adipöse Menschen zu sehen sind, wie noch nirgends auf der Insel. Liegt es am Wohlstand? Den leistbaren Produkten statt günstigen Lebensmitteln?

Im Garten einer Unterkunft.

Jedenfalls die Nacht ist ruhig, alle Leute und ganz besonders wichtig alle Sänger sind nach dem Sonnenuntergang verschwunden. Ich schlafe lange aus und lasse mir viel Zeit mit dem Packen eher ich die letzten Kilometer (28km) in Angriff nehme und gen Hauptstadt fahre.

Die meisten Höhenmeter sammle ich an diesem Tag tatsächlich in der versmokten Stadt selbst. Meinen Lungen tue ich damit sicherlich keinen Gefallen. Meine Unterkunft liegt nämlich etwas abseits und weiter oben. Dort wartet bessere Luft und auch mein Radkarton auf Shui.

Fertig für die Fahrt zum Flughafen.

Ja und dann wars schon so weit: Abflugtag. Denkste! In der Nacht erhalte ich eine Email, dass mein Flug storniert worden ist und sie mich umgebucht haben. Ich hatte eigentlich nicht vor nochmal in die Smokstadt zu radeln aber jetzt musste es sein: ab ins Flugbüro. Dort erhalte ich einen Ersatzflug eine Stunde früher. Sehr gut! Jetzt nichts wie zurück in die Unterkunft und packen. Radkarton und Gepäck auf Shui geschnallt fahre ich mit Gewitter im Rücken los.

Wenn das keine Überraschung gibt.

Ich bin sehr gut in der Zeit. Fünf Stunden vor Abflug komme ich an. Baue in Ruhe Radkarton zusammen, Shui auseinander, verpacke alles fein und rolle zum CheckIn.

Tataaa. Fertig. (Übrigens, die Tasche rechts nutze ich seit 2009!)

Gebe die Gepäcktasche ab und mein Fahrrad….oh das haben sie nicht mitgebucht im Büro heute morgen: ich soll 330 Euro zahlen. Ein ewiges hin und her und viel Warterei. Ich rolle mehrmals mit der Radbox durch den kleinen Flughafen von Büro zu Büro.

20cm kürzer.

Plötzlich ist ihnen noch der Karton zu groß. Da ich ja meine Gepäcktasche mit Klebeband und Messer bereits abgegeben habe, stehe ich hilflos da. Die Zeit läuft mir ab. Aus 3,5 Stunden Puffer wurden 30 Minuten. In einem anderen Büro erfrage ich nach einer Schere und Tesa und so „schneide“ ich 20 cm von der eh schon kleinen Radbox mit der stumpfen Schere ab und verpacke Shui so gut wie möglich aufs Neue.

Dann, als ich endlich die Normalgebühr (55 Eur) für Fahrräder zahlen darf, funktioniert deren Computer nicht. Am Flughafen ist es seltsam ruhig geworden. CheckIn wartet nur mehr auf mich. Ich laufe zum Geldautomaten und ein fünftes Mal durch die Sicherheitsschleuse mit Taschenscan.

Wunderbar angekommen.

Alles klappt, ich bin durchgeschwitzt. Jetzt Ausatmen, Lachen und Erfrischung. Goodbye Madagaskar und Danke, es war sehr sehr sehr sehr schön und ganz besonders interessant!! Und wo gehts hin? Nach Mauritius! Dem Zauber des Gästehausinhabers nach…

So schließe ich mein Madagaskar Erlebnis und der Tacho sagt: 6122 km, 330 h, 51351 h seit Juli.